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Bergen #3

Stadt und Umgebung

Ich habe mein vergangenes Semester in Bergen, der zweitgrößten Stadt Norwegens verbracht. Bergen ist nicht zu groß und klein und eine wunderschöne Hafenstadt an der Westküste Norwegens, die mit ihrer atemberaubenden Natur und den sieben Bergen und auch den Fjorden in der Umgebung für ein Semester eine Menge zum Entdecken bietet.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Vor Beginn meines Auslandsaufenthaltes habe ich keinen Sprachkurs besucht. Das war aber, wie ich nach Ankunft schnell festgestellt habe, auch gar nicht nötig. Meinen letzten intensiven Umgang mit Englisch hatte ich nach meiner Schulzeit in Australien, trotz dessen bin ich ganz schnell wieder reingekommen, Englisch zu sprechen. Die meisten Norweger sprechen auch perfektes, oder zumindest ausreichendes Englisch, um sich zu verständigen. Auch wenn man ohne ein Wort Norwegisch zu recht kommt, kann ich es nur jedem wärmstens ans Herz legen, einen Sprachkurs zu besuchen, um einen kleinen Einblick in die Kultur und die Sprache des Landes zu bekommen. Die meisten Kurse an der Uni werden auch auf Englisch angeboten.

Unterkunft

Über ,,Sammen“ wird jedem Studenten ein Wohnplatz garantiert. Dieses Angebot würde ich auf jeden Fall wahrnehmen, da dort bezahlbarer Wohnraum angeboten wird. Ich habe während meines Semesters in Fantoft, der ,,Studentenstadt Bergens“ gewohnt, die super an die Innenstadt angebunden war. Mit dem Youth Ticket (für alle bis 20 Jahre) kann man auch zu einem niedrigeren Preis durch ganz Hordaland fahren und auch noch einige Busse und Fähren außerhalb von Bergen umsonst nutzen. In Fantoft haben die meisten internationalen Studenten gewohnt, demnach war dort ein reges Studentenleben und man hatte die Möglichkeit, schnell Kontakt zu Studenten aus aller Welt und auch zu Norwegern zu knüpfen. Bleibt man jedoch nur ein Semester dort, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass man ein shared room zugeteilt bekommt. So habe auch ich in einer 16-er WG gelebt und mir mit einer Person das Zimmer mit einem Bad geteilt und mit insgesamt 15 anderen die Küche. Die Wohnungen waren super modern und gut ausgestattet und haben zudem über einen Wohn- und Essbereich sowie einen Balkon verfügt. Dadurch musste man sich nicht immer im Zimmer aufhalten und konnte der Situation mit den geteilten Zimmern auch durchaus mal aus dem Weg gehen. Außerdem gibt es eine Dachterrasse, einen common room und einen Club in Fantoft, welche von allen Studenten genutzt werden kann. Vor allem im August, als es noch warm war, konnte man auf dem Dach Grillen oder Sport machen und die Zeit mit seinen Freunden verbringen.

Ankunft und erste Woche

Wichtig bei der Vorbereitung ist es zu beachten, dass in Norwegen fast ausschließlich mit Karte bezahlt wird, weshalb es definitiv sinnvoll ist, sich eine Kreditkarte zuzulegen, mit der man gebührenfrei in Fremdgewährung zahlen kann. Aufgrund von Corona wurde für die Erasmus-Studenten leider keine O-Woche veranstaltet. Allerdings bietet ELSA eine Buddy-Week an, an welcher ich selbst leider nicht teilnehmen konnte, weil es nur eine begrenzte Teilnehmeranzahl gab. Hat man jedoch die Möglichkeit, an dieser Woche teilzunehmen, würde ich dies auf jeden Fall tun, um so auch paar einheimische Studenten kennenzulernen, da man ansonsten doch sehr in seiner Erasmus bubble bleibt.

Fächerauswahl

Bergen hat eine unfassbar schöne Fakultät direkt am Hafen mit Blick aufs Meer und es gibt verschiedene Fächer für internationale Jurastudenten, die auf Englisch gelesen werden. Zudem ist die UiB sehr gut organisiert. Ich habe die Fächer Introduction to Chinese Law, International Civil Procedure und Comparative Private Law belegt. Für manche Vorlesungen war es notwendig, ein Paper abzugeben, um zur Abschlussklausur zugelassen zu werden. So musste ich ein 1.500 Wörter umfassende Hausarbeit in International Civil Procedure schreiben. Dies war im vergangenen Semester auch die einzige Veranstaltung für mich, welche an der Fakultät stattgefunden hat und als Blockveranstaltung nur 2 Wochen stattgefunden hat. Die anderen beiden fanden aufgrund von Corona online statt. Neben den juristischen Kursen habe ich noch den norwegischen Intro Kurs besucht. Die Kurse sind so begehrt, dass man sich direkt nach Freischaltung anmelden sollte. Wie bereits erwähnt kann ich nur jedem empfehlen eine solchen Kurs zu belegen und wenn man nur ein Semester da ist auch nur den Intro Kurs belegen, da ansonsten zu viel Zeit draufgeht. Zwar lernt man in dem Kurs nur die Basics, aber ich fand es sehr gut, um ein bisschen mehr über die Kultur kennenzulernen und mich ein wenig auf Norwegisch verständigen zu können und der Kurs hat zudem sehr viel Spaß gemacht.

Sonstige Eindrücke

Wenn ihr nach Bergen geht, vergesst auf keinen Fall wasserfeste Kleidung und Wanderschuhe. Man wird kaum drum rumkommen, die sieben Berge zu besteigen und auch die Landschaft in der Umgebung zu erkunden. Ich kann empfehlen, sich die Hütten von DNT anzusehen, da man dort zu fairen Preisen auf wunderschönen Hütten übernachten kann. Falls ihr noch Equipment braucht, könnte ihr BUA aufsuchen. Dort gibt es für verschiedenste Aktivitäten Ausrüstung, teilweise sogar für Studenten umsonst. Da die Uni wirklich nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, rate ich jedem die Zeit so gut es geht zu nutzen und das ganze Land zu erkunden. Von Hüttenübernachtungen oder Camping, Kayaking, einer Gletschertour oder Huskytour und Städtetrips bis hin zu atemberaubenden Wanderungen war in meinem Semester alles dabei. Gerade in Richtung Norden entlang der Westküste bis hin zu den Lofoten lohnt es sich einfach durch das Land zu reisen. Außerdem kann ich jedem empfehlen, in Voss oder Geilo Ski fahren zu gehen. Mein Semester in Bergen war eines der besten Erfahrungen meines Lebens. In den Monaten habe ich so viel vom Land und seiner atemberaubenden Natur gesehen, neue Sachen entdeckt und Freunde fürs Leben gefunden. Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, ins Ausland zu gehen, überlegt nicht zweimal, weil es einfach eine einmalige Erfahrung ist, die euch niemand nehmen kann, ihr euren Horizont auch mal neben dem Jurastudium erweitert und zudem noch finanziell unterstützt werdet. Für mich persönlich hätte ich dabei kein besseres Ziel als Bergen wählen können.