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Athen #4

Stadt und Umgebung

Mein Auslandssemester habe ich in Athen absolviert. Vorher war mir gar nicht bewusst, was für ein abwechslungsreiches und bergiges Land Griechenland doch ist.

Griechenland ist ein mediterranes Land und somit von einem mildem Klima gezeichnet. Die Sonne scheint fast immer und selten fallen die Temperaturen in den einstelligen Bereich. Das Highlight an Griechenland sind jedoch seine wunderschönen Inseln! Durch die gute Anbindung an den Hafen Piräus ist es sehr leicht jede Insel zu besuchen! Meine persönlichen Highlights waren Mykonos und Santorini. Mykonos habe ich privat mit Freundinnen organisiert und selbst dort haben wir ein günstiges Airbnb gefunden und musst kein Vermögen ausgeben. Mykonos sieht genauso aus wie auf den Bildern und es macht unheimlich viel Spaß die kleinen Gassen zu erkunden. Santorini war ein geplanter Wochenendtrip von ESN. Diese Trips kann ich generell nur wärmstens empfehlen, genauso wie die von Erasmus Life Athens! Sie sind sehr preisgünstig und man kommt viel runter. Zurück zu Santorini, der Trip war super schön geplant, wir sind einmal überall auf der Insel gewesen und haben viele Eindrücke mitgenommen. Trotz des strikten Programms hatten wir Abends immer Freizeit und konnten so auch das Nachtleben von Santorini erkunden. Eine weitere Insel die mir sehr am Herzen liegt ist Angistri. Es ist eine kleine Insel neben Athen (1 Stunde mit dem Speedboat) und hat wunderschöne Natur zu bieten. Am nachhaltigsten haben mich die Strände von Angistri beeindruckt; ich habe in Europa noch nie so klares Meerwasser gesehen in einer traumhaften Bucht mit einem Strand wie gemalt. Wenn man also mal an den Strand will und Zeit hat, dann muss man nach Angistri fahren!

Athen ist eine Metropole wie sie im Buche steht, mit all ihren guten und schlechten Seiten. Es ist immer etwas los und man merkt, dass diese Stadt wirklich am pulsieren ist und lebt. Es gibt immer was zu tun und überall sind Menschen; langweilig wird einem nie. Jedoch bringen diese vielen Menschen auch viel Lärm und Dreck mit sich. Zudem merkt man, dass Griechenland nicht das reichste Land ist und die Regierung sich wenig um die Stadt kümmert: kaputte Bürgersteige, viele Obdachlose und unzählige weitere Probleme. Trotzdem muss man sagen, dass dies eine Großstadt nun mal an sich hat und wem das nichts ausmacht, der wird sich in Athen verlieben. Die Stadt ist gezeichnet von ihrer reichen Geschichte und überall findet man etwas dazu, ob ein antikes Gebäude, Amphoren in den U-Bahn Stationen oder eine Statue von der Schutzgöttin der Stadt, Athena. Dies hebt die Stadt von einer normalen Metropole deutlich ab und hat sie für mich umso interessanter und liebenswerter gemacht. Die Griechen sind ein sehr geselliges und nettes Volk. Ganz nach dem Motto immer mit der Ruhe wird der Tag bestritten und aus 5 Minuten werden 10 oder 20, kein Problem. Auch sind die Leute sehr hilfsbereit gewesen und waren dabei weder aufgesetzt noch genervt, sondern einfach freundlich. Englisch sprechen in Athen schon sehr viele Leute, vor allem Jüngere.

Doch egal wie beschränkt das Vokabular auch sein mag, die Leute helfen einem trotzdem gerne und geben alles. Diese Freundlichkeit und Besonnenheit hat mich nachhaltig noch immer sehr beeindruckt.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Da ich vorher kein Wort Griechisch sprechen konnte, waren die ersten Wochen eine Herausforderung! In Deutschland habe ich ein wenig Griechisch durch Duolingo gelernt und vor allem versucht, die Schrift zu lesen (was auch gut dadurch geklappt hat!). Sprechen konnte ich jedoch kaum. Deswegen ist mein Tipp: es reicht, wenn man vorher das lesen und schreiben der Buchstaben übt und ein paar gängige Wörter wie Hallo, Tschüss und Danke lernt. Dort angekommen habe ich am Sprachkurs der Universität teilgenommen. Dieser lag leider nicht auf dem Campus der juristischen Fakultät, sondern 40min entfernt. Der Weg dahin war zwar etwas nervig, doch ich würde ihn immer wieder auf mich nehmen. Der Kurs war wirklich genial! Er fand zweimal in der Woche á 3 Stunden statt und die Lehrerinnen waren wirklich spitze. Beide waren sehr motiviert, freundlich, konnten gut Englisch reden und haben auf jegliche Fragen geantwortet. Nach ein paar Wochen konnte ich schon ein wenig Griechisch und war mehr als stolz auf mich! Der Kurs war echt toll und auch die dazugehörige Abschlussprüfung war mehr als machbar. Ich kann jedem den Kurs nur wärmstens empfehlen!

Unterkunft

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Erasmus-Studenten eine Wohnung zu finden, z.B. über Airbnb, housinganywhere, stayinAthens, etc. Es ist auch möglich, über Facebook Wohungen zu finden, davon würde ich persönlich jedoch eher abraten, da die Wahrscheinlichkeit betrogen zu werden sehr hoch ist. Ich habe meine Wohnung über Nestpick gefunden bei der Firma roomsAthens. Alles lief online ab und die Wohnung hab ich

demnach auch nur online gesehen. Der Schock war dementsprechend groß als ich ankam und die Wohnung dreckig, laut und dunkel war. Mein Zimmer war zum Glück in Ordnung. Von deutschen Standards muss man sich jedoch gänzlich verabschieden. Die Wohnung und mein Zimmer wurden leider nur mit den billigsten IKEA Möbeln eingerichtet und viele Sachen musste ich mir selbst kaufen. Jedoch muss ich dazu sagen, dass die meisten Wohnung so aussahen. Die Gegend meiner Unterkunft war leider auch nicht wirklich schön. Ich habe in Omonia gelebt und diese Gegend ist dafür bekannt, nicht besonders sicher und schön zu sein. Dies kann ich leider nur bestätigen. Jedoch muss ich dazu sagen, dass alle Gegenden, die in der Nähe vom Zentrum und bezahlbar sind (Omonia, Victoria, Exarchia) alle nicht wirklich schön und sicher sind. Trotzdem lässt es sich dort gut leben und ich bereue es nicht im Zentrum gelebt zu haben! Nicht nur war die Anbindung in die Innenstadt klasse, ich konnte sogar zu Fuß zur Uni gehen und musste nicht erst wie andere Studierende 20min mit der U-Bahn fahren und dann noch 5 min zur Uni laufen. Wer kein Problem mit einem etwas lauterem Viertel hat, in dem auch mehr los ist, dem kann ich nur raten sich auch in den „schlechteren Vierteln“ nach Wohnungen umzugucken.

Ankunft/Erste Woche

Die erste Woche war leider alles andere als gut. Ich hatte Griechenland sehr romantisiert durch ihre reiche Geschichte der Antike und war dementsprechend mehr als schockiert, als ich ein Land vorfand, was für europäische Standards ziemlich arm und altmodisch ist. Auch mit so einer großen Menschenmasse habe ich wirklich nicht gerechnet, obwohl Athen die größte Stadt Griechenlands ist mit 3 Millionen Einwohnern. Wie oben bereits erwähnt hat meine Wohnung den ersten Eindruck auch nicht besser gemacht. Die erste Nacht war ich wirklich ziemlich verzweifelt und wusste nicht, ob ich hier bleiben möchte. Am nächsten Tag sah die Welt schon besser aus und mir ist aufgefallen, dass Omonia zwar noch immer kein schönes Viertel ist, aber auch längst nicht so schrecklich und angsteinflößend wie Andere berichtet haben. Die ersten Tage habe ich vor allem die touristischen Orte Athens (Akropolis, Museen, Lykabettus-Berg, etc.) besucht und hab versucht, mich langsam einzuleben und mein Zimmer zu verschönern. Eine Einführungswoche der Uni gab es leider nicht, sondern nur eine kurze Infoveranstaltung über Zoom, die mehr schlecht als recht war. ESN (Erasmus Social Network) hat jedoch eine Einführungsveranstaltung organisiert mit vielen Events. An diese habe ich leider nicht teilnehmen können, da ich zu dem Zeitpunkt außerhalb von Athen war. Jedoch trat ich auch allen möglichen Gruppen auf Facebook und Telegramm bei (ErasmusLifeAthens,etc.) um so zumindest in Kontakt mit den Anderen zu treten und habe dadurch direkt eine gute Freundin kennengelernt, die mich bis zum Schluss begleitet hat. Als die Uni los ging hab ich vor allem durch die Vorlesungen alle kennengelernt und war dadurch auch schon wesentlicher positiver gestimmt als noch davor. Meiner Meinung nach sollte man sich von einer schlechten Ankunft/schlechten ersten Woche nicht runterkriegen lassen und sich so gut es geht einleben und abwarten, bis man die ersten Freunde gefunden hat.

Fächerauswahl

Ich habe 5 Kurse besucht, 4 davon auf Englisch und einen auf Deutsch.

European Law (Englisch): Der Kurs war durchwachsen. Der Unterricht an sich war wenig interaktiv und die Professoren haben viel von ihren Folien abgelesen ohne wirklich nochmal etwas zu erklären. Jedoch wurden alle Folien hochgeladen, was das Lernen vereinfacht hat und die Klausur wurde fair bewertet.

Greek language course (Englisch): Dieser Kurs war hervorragend! Wie oben bereits war erwähnt kann ich diesen Kurs wirklich nur empfehlen.

National Protection of Fundamental Rights (Deutsch): Der Kurs war auch gut! Die Professoren sprachen alle gutes Deutsch und haben viel mit uns interagiert und frei gesprochen. Dies hat den Kurs zu meinem liebsten Kurs gemacht. Zudem war das Thema auch sehr interessant und man hatte das Gefühl, dass man wirklich etwas gelernt hat. Die Klausur war sehr einfach und wurde sehr nett bewertet.

Introcudction to Greek Civil Law (Englisch): Diesen Kurs kann ich leider nicht empfehlen. Die Professoren haben nur von ihren Skripten abgelesen und man hat sich furchtbar gelangweilt. Obwohl das Thema nicht uninteressant war und die Skripte auch gut und verständlich

geschrieben wurden, hätte ich diesen Kurs ohne seine Anwesenheitspflicht nicht besucht. Die Klausur war machbar, wurde jedoch etwas strenger bewertet.

Criminal law and criminal procedure (Englisch): Der Kurs war auch durchwachsen. Der Professor für criminal law war leider nicht so gut zu verstehen und hat auch wenig mit uns interagiert und wieder nur viel abgelesen. Der Professor für criminal procedure dagegen hatte gute Folien und hat viel mit uns geredet und versucht, Diskussionen mit uns zu führen über strafrechtliche Themen aller Art. Die Klausur war machbar und wurde sehr nett bewertet.

Alles in allem sind die Kurse sehr viel weniger aufwendig als in Deutschland und auch die Klausuren waren sehr viel einfacher! Dafür finde ich persönlich jedoch auch die Vorlesungsqualität und die Organisation an der RUB um Welten besser. Mein entspanntes Studentenleben habe ich in Athen sehr genossen.

Sonstige Eindrücke

Auch wenn der Anfang holprig war, war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens diesen Auslandsaufenthalt zu machen und dazu noch in Athen. Ich habe so viele tolle Erfahrungen gemacht, etwas völlig anderes erlebt und dabei noch Freunde fürs Leben gefunden. Tatsächlich habe ich meine Heimat so gut wie gar nicht vermisst und sehne mich hier wieder nach Athen, den Abenteuern und der Freiheit. Ich würde es jederzeit wieder machen und kann nur jedem empfehlen, es mir gleich zu tun. Meine schönsten Erlebnisse waren definitiv die verschiedenen Inseltrips. Ich habe so viele neue Inseln entdeckt und dabei so viel mehr von Griechenland erlebt und mitgenommen als ein gewöhnlicher Tourist.

Sonst habe ich auch das Nachtleben mit meinen Freunden ausgiebig genossen und noch immer lachen wir über die unzähligen lustigen Ereignisse und Personen, die wir so erlebt haben. Egal wie schwer und ungewohnt es am Anfang ist, es wird besser und im Endeffekt fühlt man sich richtig wohl in seinem in seinem Gastland.