Erfahrungsberichte,  Estland

Tartu

Stadt und Umgebung

Tartu ist mit unter 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Estlands. Sie ist somit einerseits groß genug, dass man sich nicht langweilt, aber andererseits klein genug, dass man sich nach einer Woche wie ein Einheimischer fühlt. Außerdem ist Tartu eine echte Studentenstadt (die Uni wurde bereits 1632 gegründet) und wird 2024 Kulturhauptstadt Europas.

Es ist sehr einfach von Tartu aus neben zahlreichen Orten in Estland auch beispielsweise Riga, St. Petersburg und Helsinki zu besichtigen. Ich würde jedoch jedem raten auch innerhalb Estlands zu reisen und vor allem die atemberaubende Natur zu bestaunen.

Kulturell ist insbesondere spannend zu sehen, wie Estland viele Traditionen und Eigenheiten von Ost- und Westeuropa, aber auch Skandinavien verbindet und somit eine eigene nationale Identität innehat.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Estnisch ist die Landessprache Estlands. Es wird jedoch glücklicherweise nicht von allen Erasmus-Studenten verlangt diese zu beherrschen, da es eine große Auswahl an englischsprachigen Kursen gibt. Daher ist es durchaus ratsam vor der Abreise seine Englischkenntnisse aufzufrischen.

Wer jedoch Interesse hat Estnisch zu lernen, kann dies während des Semesters in normalen Präsenz- oder Onlinekursen machen. Außerdem entschließen sich viele Studierende dazu russisch zu lernen.

Ein toller Tipp sind zudem Vorkurse. Diese finden in den Wochen vor Semesterbeginn statt, sind kostenlos und befassen sich mit den Grundlagen der Sprache, aber auch der Landeskunde. Zudem kann man bereits hier viele erste Freundschaften schließen.

Unterkunft

Die Universität Tartu bietet für Erasmus-Studierende nur ein Wohnheim an. Dieses ist sehr zentral gelegen, hat jedoch seine Schwächen. Insbesondere sollte man sich mit dem Gedanken anfreunden, sich mit einer anderen Person das Zimmer zu teilen, wobei Küche und Bad jeweils für sechs Personen sind. Ich habe mich hierfür entschieden und habe mich überraschend schnell an die fehlende Privatsphäre gewöhnt. Zudem war es sehr praktisch all seine neuen Freunde auf demselben Flur zu haben. Es kostet ca. 230 € im Monat.

Zu Beginn des Wintersemesters wurde jedoch ebenfalls ein privates Wohnheim direkt auf der anderen Straßenseite eröffnet. Hier wohnt man in Einzel-Mini-Apartments und zahlt in etwa das doppelte zu der obigen Option.

Zuletzt gibt es selbstverständlich die Möglichkeit sich selber eine Wohnung oder WG in der Stadt zu suchen. Dies ist jedoch eher etwas für Mutige, weil man nur schwer gute Angebote aus dem Ausland findet und die meisten ohne Wohnung angereist sind und sich vor Ort erst umgeschaut haben.

Ankunft/Erste Woche

Tartu selbst hat keinen Flughafen, sodass man entweder nach Riga oder Tallinn fliegt und mit dem Bus weiter muss. Positiv hierbei ist, dass die Rezeption des Wohnheims immer auf hat und man jederzeit sein Zimmer belegen kann.

In den ersten Tagen wurde eine Einführungswoche angeboten, in der ich bereits viele neue Leute kennenlernte. Die Uni ist sehr bemüht, wobei (für mich eher ungewohnt) die meisten Prozesse digital stattfinden und man nur eine halbtägige richtige Infoveranstaltung hat. Es wurde jedoch auch eine Stadtführung und Kneipentour angeboten, wo man auch auf einheimische Studierende traf, die einem gerne halfen.

Fächerauswahl

Bereits viele Wochen vor Beginn des Semesters bekommt man den Kurskatalog mit allen englischsprachigen Kursen zugeschickt. Hieran konnte man sich gut orientieren, um sein Learning Agreement auszufüllen. Der Katalog wurde jedoch bis zum Beginn des Semesters erweitert. Während der ersten Woche konnte ich mich daher auch teilweise umentscheiden und bekam letzten Endes alle Kurse, die ich wollte. Auch hier muss man sich daran gewöhnen, dass alles Digital erledig wird.

Sonstige Eindrücke

Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen ein Erasmus-Semester zu machen. Welche Stadt man dabei wählt ist fast zweitrangig. Für mich war Tartu perfekt, da ich nicht weit fliegen musste und trotzdem so viel Neues erlebt habe.