Erfahrungsberichte,  Spanien

Sevilla #3

Das Wintersemester 2017/2018 sowie das Sommersemester 2018 habe ich als Erasmusstudent in Sevilla im sonnigen Südspanien verbracht. Dabei möchte ich einen kleinen Überblick über meine Erfahrungen, Vorbereitungen sowie Tipps und Informationen geben.

Die Vorbereitung

Die Ruhr-Universität hat als Partneruniversität in Sevilla die Universidad Pablo de Olavide, welche sich außerhalb der Stadt befindet und hauptsächlich mit der U-Bahn zu erreichen ist. Diese ist nicht mit der Universidad de Sevilla zu verwechseln.

Der Erasmusantrag ist dabei mit Hilfe des ZfI schnell und einfach auszufüllen. Zusätzlich benötigt man ein Spanischniveau von A2, welches man entweder durch Sprachkurse am Zentrum für Fremdsprachenausbildung der RUB oder aber durch Nachweise etwa auf dem Abiturzeugnis oder vom Instituto Cervantes nachweisen kann. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass das Englischniveau in Sevilla im Vergleich zu deutschen Städten vergleichbarer Größe eher gering ist. Auch Spanisch könnte zu Beginn schwierig zu verstehen sein, denn in Sevilla wird vielfach der südspanische Dialekt Andalusisch gesprochen. Die Universität bietet allerdings juristische Vorlesungen auf Englisch, etwa Europa- oder Völkerrecht oder auch betriebswirtschaftliche Vorlesungen an. Ich habe mich jedoch entschlossen hauptsächlich spanische Vorlesungen zu wählen, um meine Sprachkenntnisse zu vertiefen.

Vor meinem Aufenthalt habe ich für etwa 1 ½ Wochen ein Hostelzimmer im Zentrum gebucht, um von dort aus Wohnungen zu suchen. Diese Entscheidung lege ich jedem nahe, da es in jedem Fall empfehlenswerter ist, sich selbst ein Bild der Wohnungen zu machen.

Die Wohnungssuche

Das schwierigste in einer neuen Stadt ist meiner Erfahrung nach die Wohnungssuche: Auch wenn diese Zeit stressig wird, habt ihr den vermutlich anstrengendsten Teil eures Erasmusaufenthalts hinter euch, sobald ihr eine Wohnung gefunden habt. Insbesondere abzuraten ist von etwaigen Agenturen, da diese oft zu unfairen Preisen vermieten oder keine Kaution auszahlen. Dabei erfolgt die Wohnungssuche anders als in Deutschland nicht durch WG-Castings, sondern der Vermieter vermietet einzelne Zimmer. Die Mitbewohner sind daher „Glückssache“, was allerdings auch spannend und interessant sein kann und Platz für neue Erfahrungen bietet. Aufgrund der Lage der Universität außerhalb der Stadt empfiehlt es sich eine Wohnung in der Nähe einer Bahnhaltestelle zu suchen, denn diese fährt je nach Wohnlage 20-30 Minuten zur Universität. Dabei gibt es insbesondere drei Viertel, in denen sich eine Wohnungssuche lohnt. Zum einen innerhalb der Altstadt Santa Cruz finden sich Wohnungen in schönen, alten Gassen, welche allerdings oft nicht auf dem neusten Stand sind. Diese Wohnungen sind zentral, man gelangt schnell zur Universität, zu den Restaurant-, Bar- und Partyvierteln und kann das Altstadtflair genießen. Dafür sind die Mieten ab 350€ auch verhältnismäßig teuer. Sevilla wird durch einen Fluss getrennt und gegenüber der eigentlichen Altstadt, auf der anderen Seite des Flusses, liegt Triana, ein beliebtes und oft empfohlenes Viertel. Meiner Meinung nach ist die Lage hier jedoch nicht so empfehlenswert, da der Weg zur Uni relativ lang wird und viele Treffpunkte in der Altstadt liegen.

Ich selbst habe in Nervión gewohnt, dem modernen Zentrum Sevillas. Hier gibt es moderne und großzügige Wohnungen zu günstigeren Preisen. Auch ist diese Gegend bedeutend einheimischer und touristisch nicht so sehr erschlossen wie die Altstadt. Supermärkte, Bahnhaltestellen und Einkaufsmöglichkeiten finden sich hier genauso wie Bars, Restaurants und Clubs. Ohne Nebenkosten habe ich 300€ für ein Zimmer in einer 4er-WG bezahlt.

Die Stadt: Freizeit und sonstige Aktivitäten

Sevilla ist die viertgrößte Stadt Spaniens, liegt mitten im Herzen Andalusiens und bietet als Hauptstadt enorm viele Freizeitmöglichkeiten. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass es in Sevilla sehr heiß werden kann und im Sommer bis zu 40 °C keine Seltenheit sind, es dafür aber auch im Winter noch angenehme 20°C haben kann. Darüber hinaus hat Sevilla ein enorm reiches, kulturelles Leben mit verschiedenen Museen, Theatern, Konzerten, Festivals und einer enormen Vielzahl an Restaurants mit köstlichen Tapas zu kleinen Preisen, enorm günstigen Bars und Clubs mit freiem Eintritt. Zu empfehlen ist hierbei die Alameda de Hercules sowie die zahlreichen Bars in den verschlungenen Straßen von Santa Cruz. Aufgrund der Fahrrad- und Fußgängerfreundlichkeit der Stadt ist ein Auto oder ein Rückgriff auf die öffentlichen Verkehrsmittel für die Freizeitgestaltung nicht notwendig.

Neben den großen Sehenswürdigkeiten wie dem Alcazar, dem Plaza de España oder der Kathedrale lohnt es sich auch die vielen kleinen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden oder sich durch die riesige Altstadt treiben zu lassen.

Für Wochenendausflüge etwa in die umliegenden Städte, so etwa Málaga oder Granada, oder aber nach Marokko oder Portugal gibt es zum einen das Erasmus Student Network sowie noch mehrere kommerzielle Agenturen, die sich auf Erasmusstudenten spezialisiert haben. Hierbei sind die Preise extra für Studenten möglichst niedrig gehalten und insbesondere Reisen nach Marokko in die Sahara oder nach Porto und Lissabon in Portugal sind empfehlenswert.

Die Universität

Die Universidad Pablo de Olavide liegt, wie bereits erwähnt, außerhalb der Altstadt und ist mit der U-Bahn zu erreichen. Nicht nur die Lage außerhalb der Stadt, sondern auch das äußere der Gebäude erinnern dabei an die Ruhr-Uni, obwohl an der UPO zwischen den Gebäuden Grünflächen mit Palmen zu finden sind, welche nach oder zwischen den Vorlesungen zur Entspannung einladen. Während meines Studiums habe ich vor allem Vorlesungen aus dem Bereich des Zivilrechts und der Rechtsgeschichte besucht. Im Gegensatz zu anderen Universitäten sieht die Universidad Pablo de Olavide keine gesonderten Möglichkeiten für die Notengebung für Erasmusstudenten vor. Die Vorlesungen bestehen dabei immer aus einem theoretischen Teil und einem Praxisteil, bei welchem strikte Anwesenheitspflicht herrscht und für welchen Abgaben vorbereitet werden müssen. Je nachdem, welche und wie viele Vorlesungen man nimmt, kann man sich sein Semester so gestalten, wie man es möchte. Vorlesungen gibt es dabei in spanischer und englischer Sprache. Neben den Vorlesungen empfehle ich noch einen Spanischkurs zu besuchen, denn dieser hilft nicht unerheblich beim Lernen der Sprache und wird an der UPO von fachlich kompetenten und hilfsbereiten Dozenten gegeben. Auch der zu Beginn jedes Semesters startende, zweiwöchige Intensivkurs kann empfehlenswert sein. Die UPO ist, nach anfänglicher Eingewöhnung, eine sehr schöne Universität mit angenehmen Professoren, zwei verschiedenen Mensen, moderner Bibliothek und einem vielfältigen Sportangebot und insgesamt, ihrer Lage zum Trotz, empfehlenswert.

Fazit

Insgesamt hatte ich eine enorm schöne und fachlich wie auch persönlich lehrreiche Zeit in Sevilla. Erasmus kann ich uneingeschränkt jedem empfehlen, denn es ist eine gute Möglichkeit eine Vielzahl interkultureller Kontakte zu knüpfen, Freunde aus der ganzen Welt zu finden, seine Sprachkenntnisse zu verbessern und „über den Tellerrand“ hinaus zu schauen. Insbesondere Sevilla ist eine Stadt, in die man sich schnell verlieben wird und die man so schnell nicht wieder verlassen möchte.

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