Erfahrungsberichte,  Spanien

Barcelona #2

Stadt und Umgebung

Barcelona ist einfach eine unfassbar schöne und lebendige Stadt. Ich war direkt begeistert von der Altstadt, dem Strand, den Leuten, dem Nachtleben und der offenen und herzlichen Kultur. Meine Highlights waren die Bunkers und Montjuic, da man dort eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt hatte. Außerdem ist Barcelona sehr international, sodass man sehr viele Freunde aus den verschiedensten Ländern der Welt findet, was zu meinen schönsten und wertvollsten Erfahrungen gehört.

Das Wetter war bis Ende Oktober sehr warm, sodass ich die ersten zwei Monate fast jeden Tag am Strand war. Es gibt unzählig viele gute Bars, in denen man gemütlich was trinken, aber auch tanzen kann (Creps al Born, Mr. Robinson, Rosa Negra, La Fianna etc.). Wer gut und günstig essen will, sollte auf jeden Fall bei La Tasqueta de Blai, Pizzeria da Nanni, Toyo und Buenas Migas vorbeischauen.

In der Umgebung gab es sehr schöne Städte wie Girona, Valencia und Blanes, die nicht weit weg sind und sich als perfekte Ziele für kleine Tagestrips anbieten.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Ich habe in der Schule drei Jahre Spanisch als Unterrichtsfach gehabt und konnte daher mein Abitur als Sprachnachweis anrechnen lassen. Dennoch habe ich freiwillig an der Uni den Kurs „Introducción al derecho español“ gemacht. Für den Alltag hat es gereicht, dennoch wollte ich mein Spanisch noch verbessern, weswegen ich dort nach einigen Monaten bei der Sprachschule Dinamo einen Monat einen B2-Sprachkurs gemacht habe. Für 90 Euro war der Sprachkurs noch recht günstig und hat auch wirklich Spaß gemacht.

Katalanisch habe ich einen Monat an der Uni gelernt, jedoch habe ich den Kurs nicht fortgeführt, weil es dann doch etwas irritierend wurde. Ich fand es zwar nützlich, weil ich dadurch tatsächlich Katalanisch viel besser verstehe, allerdings wollte ich in erster Linie mein Spanisch auffrischen.

Unterkunft

Zu den großen Herausforderungen in Barcelona gehört es eine anständige und preislich akzeptable Wohnung zu finden.

Ich habe meine WG in einer Facebook-Gruppe (ich glaube „Housing Barcelona“) gefunden. Die Lage war super, da sie sehr zentral und direkt in der Einkaufsstraße „Portal del l’Angel 7“ lag. Sie war allerdings sehr teuer und nicht gut ausgestattet für 490 Euro im Monat. Auch war ich die einzige Erasmus-Studentin und die jüngste Bewohnerin. Außerdem hatten wir in der Küche Kakerlaken, was sehr ekelig war. Es war sehr vieles kaputt, aber dennoch hatte ich mit meinem Zimmer Glück, da es recht groß war und ein Outdoor-Fenster hatte, was in Barcelona schwer zu finden ist.

Ich empfehle daher, sich die Wohnung vorher gut anzuschauen und vorher nach Kakerlaken Ausschau zu halten. Zudem sollte man vorher nachfragen, ob es im Zimmer eine funktionierende Heizung gibt, insbesondere, wenn man im Winter dort ist. Meine Unterkunft würde ich insgesamt nicht empfehlen.

Ansonsten sind das Barri Gótic, Eixample, Sagrada und Gracia sehr schöne Wohngegenden für Studenten. Das Studentenwohnheim kam für mich nicht in Frage, weil es nicht in Barcelona City, sondern ca. 40 Minuten davon entfernt war und abends die Bahnen nicht mehr fahren. Außerdem standen kaum Einzelzimmer zur Verfügung und ich wollte eben nicht mit einer fremden Person mein Schlafzimmer teilen.

Ankunft/Erste Woche

Ich bin ca. eine Woche vor Semesterbeginn angereist und würde es auch allen ans Herz legen vor Semesterbeginn anzureisen.

Zum einen ist es etwas entspannter, wenn man vor Unibeginn schon an der Uni war und sich um alles Organisatorische gekümmert hat und zum anderen macht es Sinn sich vor den Vorlesungen schon mit der Stadt vertraut zu machen und neue Freunde zu finden. Zwar lernt man auch in der Uni viele Leute kennen, jedoch habe ich meine engsten Freunde schon vorher kennengelernt und bei verschiedenen Aktivitäten von Erasmus-Gruppen mitgemacht, die mir sehr viel Spaß gemacht haben.

Die Gruppe „Erasmus Barcelona“ von Shaz bietet zum Beispiel direkt Anfang September Kennenlernveranstaltungen an wie Touren durch die Altstadt, kleine Ausflüge, Volleyballturniere und Pub Crawls an. Außerdem gibt es eine „Gästeliste“, wodurch man in sehr vielen Clubs freien Eintritt hat.

Zunächst habe ich mir direkt ein Ticket für Bus und Bahn geholt (T-Jove 2 Zona, was aber zu viel war, für den Weg zur Uni braucht man nur 1 Zona!!!), was drei Monate gültig ist. Leider ist dieses Ticket schon in der ersten Woche in einer der Entwertungsmaschinen steckengeblieben und ich habe den Fehler gemacht und nicht lange genug gewartet, bis das Personal zur Hilfe kam. Daher musste ich eine Beschwerde an FGC ausfüllen, damit ich ein neues Ticket bekomme, da ich ja schon 140 Euro für das Ticket bezahlt hatte. Ich rate euch, deswegen in solchen Situationen wirklich an der Haltestelle zu bleiben, bis euch jemand hilft. Sonst müsst ihr wie ich zwei Monate warten, bis ihr euer Ticket bekommt. Sobald ihr merkt, dass etwas mit eurem Ticket nicht stimmt, solltet ihr auch am besten direkt zum Service Center gehen und euer Ticket gegen ein neues Austauschen.

Am zweiten Tag bin ich dann zur Uni gefahren und habe mich am International Welcome Point oder International Support System registriert. Dort habe ich meine Confirmation of Arrival bekommen und noch andere Unterlagen und Infos. Meist wird empfohlen sich einen Termin bei der Polizei zu machen, um sich dort zu melden. Davon wurde mir aber abgeraten, da es sehr lange dauern kann, bis man einen Termin bekommt und ich sowieso nicht vorhatte, dort zu arbeiten oder ein Praktikum zu machen. Danach habe ich noch einen Studierendenausweis beantragt.

Den Rest der Woche habe ich dann überwiegend am Strand oder in Bars mit der Erasmus-Gruppe von Shaz verbracht.

Fächerauswahl

Die Auswahl der Kurse war zu Beginn auch nicht sehr einfach, da man sich nicht immer darauf verlassen konnte, auf welcher Sprache die Vorlesung gehalten wird.

Zwar wollte ich zu Beginn mindestens einen spanischen Kurs wählen, habe mich letztendlich nur für englische Kurse angemeldet, da mir das doch zu schwierig schien. Ich habe vier Kurse gewählt und war auch recht zufrieden mit allen. Insbesondere kann ich Bioethics und Comparative Penology empfehlen. In Comparative Penology wurde jedoch keine Klausur geschrieben, sondern jede Woche ein Essay verfasst und zum Schluss ein Gruppenprojekt mit ca. 15 Seiten abgegeben.

Außerdem habe ich noch Environmental Law und Criminological Language gewählt. In diesen Kursen gab es am Ende des Semesters im Januar Klausuren, teilweise auch mitten im Semester im November. Environmental Law würde ich nicht unbedingt empfehlen, da man am Ende für die Klausur nur sehr stumpf 23 Richtlinien auswendig lernen musste. Letztendlich waren die Klausuren aber einfacher als hier und auch die Bewertung war viel netter.

Ich kann nur raten, sich die Sprache der Kurse vorher anzugucken und nachzufragen, wann die Vorlesungen stattfinden. Da die Uni außerhalb der Stadt liegt, würde ich nicht öfter als dreimal wöchentlich zur Uni fahren, also die Kurse dementsprechend wählen.

Falls ihr plant, über Weihnachten nach Hause zu fliegen, ist es vielleicht vorher hilfreich zu wissen, dass die Vorlesungen nur bis Weihnachten stattfinden und nach den Ferien, also ab dem 7. Januar schon Klausuren geschrieben werden.

Sonstige Eindrücke

Zusammenfassend kann ich nur von ganzem Herzen hoffen, dass jeder die Möglichkeit nutzt, ein Semester in so einer lebendigen Stadt wie Barcelona zu verbringen. Dieses Auslandssemester war bisher die beste Erfahrung meines Lebens und das schönste Semester meines Studiums. Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele tolle neue Freunde aus den verschiedensten Ländern der Welt finde.

Das Leben dort, insbesondere in der Uni, ist sehr viel chaotischer als hier, aber man gewöhnt sich nach einiger Zeit daran, dass sich kaum etwas in der Uni so planen lässt wie hier an der RUB und dass oft gestreikt oder protestiert wird. Man muss vielleicht etwas vorsichtig bei der Wohnungssuche sein und bedenken, dass das Stipendium nicht reicht, um den Lebensunterhalt auch nur annähernd abzudecken, da Barcelona sehr viel teurer ist als Bochum.

Nichtsdestotrotz kann man sich aber Jobs z.B. als Nachhilfelehrer auf tusclasesparticulares suchen und somit etwas dazuverdienen. Ein zusätzlicher Tip von mir wäre, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abzuschließen (z.B. bei Envivas). Ich war so gut wie jeden Monat krank und musste auch mehrmals zum Arzt, sodass es sich wirklich lohnt, sich extra versichern zu lassen. Zwar gelten die meisten Versicherungen auch innerhalb der EU. Allerdings werden oft nicht alle Kosten vollständig zurückerstattet.

Auch wenn Barcelona manchmal sehr chaotisch und teuer ist, würde ich jedem, der eine Pause vom durchgeplanten Studienalltag braucht, empfehlen nach Barcelona zu gehen, um sich eine schöne Auszeit zu gönnen. Das Nachtleben und insbesondere die Bars sind einfach eine perfekte Abwechslung und generell hat man dort sehr viel Freizeit im Vergleich zu hier. Für mich war Barcelona genau die Pause, die ich vor dem Rep gebraucht habe, um wieder Motivation zu tanken.