Erfahrungsberichte,  Spanien

Oviedo #2

Stadt und Umgebung

Ich habe mein Auslandssemester in Oviedo, Spanien verbracht. Oviedo ist die Landeshauptstadt der Region Asturien im Norden Spaniens und liegt in den Ausläufern des Gebirges Picos de Europa, sowie nur eine halbe Stunde vom Meer entfernt. Im Herzen der Stadt steht die alte Kathedrale, ein weit über Spanien hinaus bekannter Pilgerort der jährlich viele Besucher anlockt. Um die Kathedrale ist die Altstadt angesiedelt. Hier finden sich vielerlei Restaurants und Bars, in denen es oft zum Getränk Tapas gratis dazu gibt. Das Nachtleben findet ebenfalls vor allem in der Altstadt statt. Läuft man allerdings tagsüber durch die Gassen, fühlt man sich fast wie in andere Zeiten zurückversetzt. Mir persönlich ist besonders die Beleuchtung während der Nacht aufgefallen. Die gelben Straßenlaternen gepaart mit den ockerfarbenen Fassaden der Häuser verleihen den Straßenzügen ein besonders südliches Flair, das man aus deutschen Städten nicht gewohnt ist. Besonders erwähnen möchte ich auch die Sauberkeit Oviedos. Jede Straße und jeder Park werden kleinlich gepflegt, wozu auch eine (tägliche!) Reinigung mit Wasser zählt, die nachts stattfindet. Ich bin noch nie in einer saubereren Stadt als Oviedo gewesen, nicht umsonst ist die Stadt daher vielfach zur saubersten Stadt Spaniens und auch Europas gewählt worden.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Ich selber habe Spanisch für ca. zwei Jahre in der Schule gehabt und habe vorbereitend zwei Spanischkurse im Zentrum für Fremdsprachen-ausbildung absolviert, sodass ich mit einem ca. B1-Niveau losgefahren bin. In der Stadt gibt es viele Erasmus-Studenten, die größtenteils auch gut Englisch sprechen. Bewusst sein sollte man sich allerdings darüber, dass wenige Spanier gutes Englisch sprechen und es daher für die Kontaktaufnahme leichter fällt auch etwas Spanisch zu können. Ich selber habe Oviedo ausgewählt, um mein Spanisch zu verbessern und habe daher auch vermieden, viel auf Englisch zu kommunizieren. Ich kenne viele Erasmus-Studenten aus Oviedo, die ohne oder mit minimalen Spanischkenntnissen ins Ausland gefahren sind und es auch gemeistert haben, von daher sollte man sich keine Sorgen machen. Wer allerdings alle Vorlesungen auf Englisch hören möchte, ist bei Jura an der Universität Oviedo leider schlecht aufgehoben, da pro Semester nur eine Vorlesung auf Englisch angeboten wird.

Unterkunft

Über die Unterkunft muss man sich keine Sorgen machen. Es ist einfach, eine Wohnung/WG zu finden und es werden viele Wohnungen zugeschnitten auf Erasmusstudenten (möbliert und befristet) angeboten. Ich selbst habe mir darüber vor meiner Abreise keine Gedanken gemacht, sondern mir einfach ein Airbnb gebucht. Nach einem kurzem Gespräch mit meiner Vermieterin stellte sich heraus, dass sie eine zweite Wohnung hat, welche an Austauschstudenten vermietet wird und so habe ich innerhalb von zwei Tagen nach Ankunft meine Unterkunft gefunden. Auch das International Office der Universität vermittelt gerne Wohnungen an Erasmusstudenten. Wohnungen sind außerdem leicht auf easypiso.com. zu finden.

Ankunft/Erste Woche

Ich bin von Düsseldorf aus nach Bilbao geflogen, da im Januar noch keine Flüge nach Santander gehen, welches der nächste internationale Flughafen nahe Oviedo ist. Oviedo hat auch einen eigenen Flughafen, der allerdings nur von Madrid aus angeflogen wird, sodass ein Umstieg notwendig wäre. Von Bilbao aus habe ich mir vor Ort ein Busticket gekauft und bin dann weiter mit dem Fernbus nach Oviedo gefahren (ALSA ist dort das größte Busunternehmen, auch online unkompliziert buchbar -> Äquivalent zu Flixbus). Ich habe, als ich in Oviedo war, schnell eine Unterkunft gefunden (s.o.) und das International Office hat mit mir alle notwendigen Dokumente ausgefüllt. Mein Ansprechpartner an der Uni war Prof. Benito Aláez Corral. Benito ist sehr hilfsbereit und hat gemeinsam mit mir den Stundenplan erstellt. Er stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite und auch wenn wir hauptsächlich Spanisch oder Englisch gesprochen haben, ist es beruhigend zu wissen, dass Benito aufgrund seines zweijährigen LLM-Aufenthalts an der RUB auch fließend Deutsch spricht. Ansonsten fanden in der ersten Woche einige Events des Erasmus Networks Oviedo (übrigens auch auf Facebook zu erreichen) statt. Ich habe allerdings nur an wenigen teilgenommen, da ich im Februar noch Klausuren in Bochum geschrieben habe und ich aufgrund der überschneidenden Semester viel zu tun hatte. Dies sollte aber nicht abschrecken, auch im Sommersemester ins Ausland zu gehen, schließlich habe ich das auch geschafft!

Fächerauswahl

Die Fächerauswahl hat Benito mit mir gemeinsam kurz nach meiner Ankunft getroffen. Ich habe belegt:

  • Derecho Constitucional II
  • Derecho Civil I
  • Instituciones de Derecho de la Unión Europea
  • Derechos Fundamentales y Libertades Públicas
  • Derecho del Comercio Internacional y del Consumo

Benito hat die Auswahl nach meinen Interessenschwerpunkten und den Lehrenden getroffen. Dadurch war sichergestellt, dass ich Fächer belege, welche mich interessieren, aber auch dass die Lehrenden ausreichend Verständnis für meine Situation als Erasmusstudent haben und ich die Module durch Hilfestellungen wie mündliche Prüfungen oder Hausarbeiten erfolgreich abschließen kann. Insgesamt habe ich eine Hausarbeit auf Englisch und eine auf Spanisch geschrieben. Dazu kamen zwei mündliche Prüfungen auf Spanisch und in Derecho der Comercio Internacional habe ich evaluación continua belegt, also über das Semester verteilt Prüfungsleistungen erbracht, welche aus Testaten oder Referaten bestanden und aus denen sich die Endnote dann zusammengesetzt hat. Ich habe alle Fächer gut bestanden, habe allerdings auch viel dafür lernen müssen. Meiner Meinung nach wäre das Bestehen der Prüfungen auch mit weniger Aufwand möglich gewesen, allerdings wollte ich gerne (Rechts-)Spanisch lernen und habe dementsprechend auch viel dafür getan.

Sonstige Eindrücke

Mich begeistert bis heute das menschliche Miteinander in Spanien, welches ganz anders gelebt wird als hier in Deutschland. Auch wenn teilweise sprachliche Barrieren bestehen, ist jeder bemüht zu helfen, wo er kann. Das vermittelt eine Herzlichkeit, die man in Deutschland nicht gewohnt ist. Außerdem ist es faszinierend, durch Erasmus so viele Freunde aus Europa, aber durchaus auch von anderen Kontinenten kennenzulernen. Mich persönlich begeistert besonders, dass die Erasmusgemeinschaft ein wahrhaft internationaler Zusammenschluss von jungen Menschen ist, die friedlich miteinander leben und einander unterstützen. Das Auslandssemester hat mir insofern gezeigt, wie wichtig internationale Gemeinschaften sind, denn nur so kann Fremdenhass und Abschottung, die wir leider in diesen Zeiten vermehrt erleben, abgewendet werden und ein friedliches Miteinander existieren. Für mich war daher die Haupterkenntnis aus dem Erasmussemester, dass es sich lohnt, sich für die europäische (und globale) Gemeinschaft einzusetzen, Fremdenhass mit Entschlossenheit entgegenzutreten und offen zu sein für Neues.

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