Erfahrungsberichte,  Spanien

Palma

Stadt und Umgebung

Palma ist die Hauptstadt Mallorcas und mit 400.000 Einwohnern auch die größte Stadt der Insel. Ansonsten gibt es nur noch Inca und Manacor und kleine Dörfer und Touristengegenden. Palma ist eine sehr schöne Stadt. Sie liegt direkt am Meer.

Das Wahrzeichen ist die Kathedrale (des Lichtes), die man definitiv besuchen sollte. Gerade nach einem Gottesdienst kann man umsonst eintreten. Oder man besucht einfach mal einen Gottesdienst. Diese dauern hier normalerweise nur 40 Minuten und weil der Ablauf in der Kirche immer derselbe ist, kann man ziemlich viel verstehen. Direkt neben der Kathedrale befindet sich der Königspalast (Eintritt donnerstags nachmittags frei) mit Garten. Dieser ist zwar nur klein, aber wirklich sehr schön. Palma hat außerdem einen wirklich großen und schönen Hafen, an dem ich mich immer gerne aufgehalten habe.

In der Innenstadt gibt es viele Shoppingmöglichkeiten, Restaurants, Cafés, Drogerien und Apotheken. Es gibt viele kleine Gässchen und teilweise richtig kunstvoll gebaute Häuser. Gerade der Passeig des Born hat mir immer wirklich gut gefallen, weil alle Gebäude so schön zueinanderpassen und so edel aussehen. Vom Castillo aus kann man über die ganze Stadt blicken. Es handelt sich um eine kreisrunde Burg, die man sonntags umsonst besuchen kann.

Wenn man auf Partys gehen will, kann man den Paseo Maritimo besuchen. Eine super lange Straße direkt am Hafen, wo man nur Discos und Bars findet. Häufig ist der Eintritt hier frei. Gespielt wird vor allem Reggaeton. Ein Nachtbus fährt am Wochenende alle 20 Minuten, sodass man sicher zuhause ankommt. Darüber hinaus befinden sich auch im Studentenviertel Santa Catalina viele Bars und Clubs. Es schließt direkt an den Paseo Maritimo an. Die Möglichkeiten sind hier wirklich weit. Im Sommer kann man zum Beispiel auch mal auf eine Bootsparty gehen. Natürlich gehört auch S’Arenal noch teilweise zu Palma. Man kommt recht gut mit dem Bus von der Innenstadt nach Arenal, aber wirklich lohnenswert finde ich es nicht. Wenn man im Auslandssemester ist, finde ich, macht es mehr Sinn sich mit der fremden Kultur zu beschäftigten und internationale Freunde zu finden. Mallorca ist außerdem überall schöner als im Arenal, weil der Massentourismus gerade hier seine Spuren deutlich hinterlässt.

Im Westen von Palma liegen Andratx, Camp de Mar und Portals Nous, wenn man sich mal andere nicht weitentfernte Strände ansehen möchte. Im Norden gibt es die Dörfer Deiá, Valldemossa und Port de Sóller. Alle drei sind einen Besuch wert. Man kommt dort einfach mit dem Bus hin. Die Ostküste ist besonders schön, aber leider nur schwierig zu erreichen. Hier lohnt es sich ein Auto zu mieten. Cala d’Or ist aber beispielsweise innerhalb von zwei Stunden mit dem Bus zu erreichen und lohnt sich definitiv auch. Ansonsten kann man sich Es Trenc, Cap de Formentor, Cala Romantica, Playa de Muro, Cala Figuera, Cap de Ses Salines, Cala S’Almoina und Cala des Moro ansehen. Allesamt einen Besuch wert. Der beste Strand nur 40 Minuten mit dem Bus von Palma entfernt ist aber meiner Meinung nach Illetes.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

In der Schule hatte ich drei Jahre Spanisch Unterricht und somit am Ende dieser Zeit ein Niveau von B1/B2. In den folgenden zwei Jahren hier an der RUB habe ich aber überhaupt kein Spanisch mehr gesprochen oder gehört, sodass ich sehr viel an Wissen wieder vergessen hatte.

Zur Vorbereitung auf das Auslandssemester habe ich an dem Kurs „Einführung ins spanische Recht“ an der RUB teilgenommen. Der Kurs wurde ausschließlich auf Spanisch unterrichtet und man musste auch selbst eine Präsentation halten. Man wurde also zum Sprechen angeregt. Auch inhaltlich hat mir dieser Kurs einiges gebracht, um die spanische Rechtsordnung zu verstehen. Dennoch hatte ich in meinem ersten OLS-Sprachtest nur ein Niveau von A2, was aber laut der UIB ausreicht.

Während des Aufenthalts habe ich an einem Sprachkurs teilgenommen (Niveau B1.1), den ich auch erfolgreich abgeschlossen habe. Außerdem waren alle meine Fächer hier auf Spanisch, d.h. man musste sehr viel auf Spanisch lesen. Was mir am Anfang Schwierigkeiten bereitet hat, ging am Ende schon fast leicht. Man lernt so schnell dazu und kann Wissen aus der Schulzeit auch super schnell wieder reaktivieren, wenn man am Ball bleibt. Es ist auch auffällig wie viel man sich am Ende herleiten kann. Am Anfang musste ich jedes unbekannte Wort nachschlagen. Am Ende habe ich meist aus dem Kontext schon erschließen können, was ein unbekanntes Wort bedeuten soll. Außerdem werden in solchen juristischen Texten auch immer wieder die gleichen Wörter verwendet, sodass man sich die Fachbegriffe ganz automatisch einprägt. Weiterhin habe ich hier auch mit meinen engsten Freundinnen vor allem Spanisch gesprochen, was mir auch viel geholfen hat, weil man sich mehr traut zu sprechen, wenn man weiß die andere Person kann auch nicht fehlerfrei reden.

Ich kann auf jeden Fall jedem nur raten immer die fremde Sprache zu sprechen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Im Übrigen hatte ich Glück mit meinen Professoren. Im EU-Recht zum Beispiel durfte ich für die Abschlussklausur (Falllösung) den EUV und AEUV auf Deutsch mitbringen und die Professorin hat mir im Internet die einschlägige Richtlinie und die Verordnung ebenfalls auf Deutsch rausgesucht und mir dann zur Verfügung gestellt, sodass ich die Klausur sogar mit maximaler Punktzahl bestehen konnte. Bei meinem zweiten OLS-Sprachtest kam ich dann auf ein Niveau von C1. Ich habe mich also in den letzten fünf Monaten wirklich gesteigert.

Unterkunft

Ich habe in einer 5er-WG gewohnt mit zwei anderen Erasmusstudentinnen direkt in der Innenstadt am Plaza de Espana. Die Wohnung habe ich auf der Website der UIB gefunden. Erst vor Ort musste ich zahlen, was ich auch jedem anderen empfehlen würde, denn andere Studenten haben bereits von Deutschland aus gezahlt und wurden so betrogen. Meine Miete lag bei 300€, was ziemlich durchschnittlich ist. Direkt am Plaza de Espana befindet sich der Busbahnhof und die Metro. Es lohnt sich also in der Nähe zu wohnen.

Man kann auch im Studentenheim an der Uni wohnen, aber dann lebt man weit weg vom Zentrum und von den anderen Studenten. Allein in meinem Haus haben noch drei andere Erasmusstudenten gelebt (neben meinen Mitbewohnerinnen) und im Haus auf der anderen Straßenseite gab es auch nochmal eine WG nur bestehend aus Erasmusstudenten. Da es doch recht klein hier ist, wohnen alle nah beieinander und man trifft ständig jemanden den man kennt, was mir persönlich sehr gefallen hat.

Ankunft/Erste Woche

Ich bin am 01.09 angereist. Vom Flughafen habe ich ein Taxi genommen (20€). Am 03.09 ging es dann schon mit der Welcome Week los. Jeden Tag außer am Samstag haben wir was zusammen unternommen. Der Samstag stand zur freien Verfügung.

Neben Einführung in die Uni und Organisatorischem haben wir auch eine Stadtrundführung gehabt, an einem Abend gab es Bar-Hopping, wir haben zusammen die Ruta Martiana besucht, wir haben einen Ausflug in die Dörfer im Norden gemacht, sind nach Camp de Mar gefahren und Playa de Muro, an Palmas Stadtstrand haben wir Volleyball gespielt und es gab eine Party mit Fingerfood in einem Club am Paseo Maritimo. Es gab also viel Programm. Man hat viele Leute so kennengelernt und ich habe auch schon in der ersten Woche meine engsten Freundinnen hier kennengelernt. Das heißt aber nicht, dass man nicht auch noch im weiteren Verlauf weitere Freunde findet.

Fächerauswahl

Neben dem Spanisch-Sprachkurs (6 ECTS) habe ich auch noch EU-Recht belegt. Das kann ich nur empfehlen. Ich hatte es zuhause noch nicht gehört. Es wird mir auch leider an der RUB nicht anerkannt, aber im Grunde habe ich hier alles Wichtige bereits gelernt, denn auch hier geht es um Falllösung. Darüber hinaus habe ich Grundrechte belegt. Da die spanische Verfassung der deutschen sehr ähnelt, war es nicht besonders schwierig, aber man musste das ganze Buch auswendig lernen (also gut 200 Seiten stumpf auswendig lernen), denn hier gab es keine Falllösung, sondern offene Fragen. Außerdem habe ich Nociones Basicas de Derecho (also Grundzüge des spanischen Rechts) und Teoría General de Derecho (Rechtstheorie) belegt. Dieses kann man sich als Grundlagenschein anrechnen lassen. Alle diese Kurse geben im Übrigen jeweils 6 ECTS.

Aber leider hatten nicht alle Professoren Verständnis dafür, dass wir nicht genau das gleiche leisten können wie die Muttersprachler. Kurse auf Englisch wurden dann nämlich letztlich doch nicht angeboten. Es hieß das gäbe es jetzt nur im Sommersemester. Somit war alles auf Spanisch und wir musste die gleichen Aufgaben lösen wie die Spanier. Das ist nicht unmöglich und ich habe auch sehr gute Noten erhalten, aber es hat mich geärgert, dass ich nichts auf Englisch machen konnte, weil mir das sicherlich leichter gefallen wäre und dass dann auch noch der Anspruch der Professoren so hoch war, hat es nicht viel besser gemacht.

Generell darf man sich leider hier nicht auf das Wort eines Professors oder Mitarbeiter des Lehrstuhls verlassen. Ein Professor hat uns gar nicht mitgeteilt, dass er noch weitere Hausarbeiten von uns eingereicht haben möchte. Das habe ich nur ganz durch Zufall erfahren. Die Frist war dann auch schon abgelaufen. Das war für ihn zwar kein Problem, aber uns als Studenten hat das erstmal in Panik versetzt, weil wir dachten wir hätten jetzt schon irgendwo null Punkte. Und solche Situationen gab es leider häufiger. Wenn man einfach über wichtige Dinge nicht informiert wird, macht das richtige Panik und so hatte ich mir einfach mein Auslandssemester nicht vorher vorgestellt.

Palma ist wunderschön und wer ein hohes Niveau in Spanisch hat, dem sollte es hier auch einfacher fallen, aber für alle die wie ich nur ein mittelmäßiges Spanisch sprechen, ist diese Uni nicht zu empfehlen. Wer hier zum Beispiel ein Praktikum machen will, dem kann ich nur sagen: Mach es auf jeden Fall. Die Insel ist so schön und die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Das Leben hier an sich hat mir so gut gefallen. Aber hier studieren sollte man nur, wenn man gut Spanisch spricht und wenn es einen nicht stört, dass man sich auf Aussagen nicht verlassen kann bzw. manchmal einfach über wichtige Details nicht informiert wird.

Sonstige Eindrücke

Auch wenn mir die Uni nicht gefallen hat, muss ich sagen, dass das Leben hier in Palma wirklich schön ist. Das Klima ist angenehm (nur im Winter ist es in den Häuser super kalt, weil es keine Heizung gibt).

Die Stadt macht so viel für seine Bewohner. Drei Wochen lang gab es hier umsonst Konzerte. Es gab Sportfeste, Volksfeste und die Kunstnacht, bei der man in alle Museen umsonst eintreten konnte. Jeden Dienstag ist Ruta Martiana, wo alle Studenten in der Innenstadt zusammenkommen, um Tapas und Getränke zum reduzierten Preis gemeinsam zu genießen. Im Sommer gab es vor der Kathedrale ein Open Air Kino, ebenfalls komplett umsonst. Gerade bei gutem Wetter braucht man hier kaum was auszugeben, um schöne Zeiten zu verbringen.

Neben dem ESN gibt es auch noch die Organisation ConnectLingus, die fast jedes Wochenende Veranstaltungen anbietet, wie Bootspartys, Bierpong, Public Viewing, Paella-Nacht, Bachatakurse und ohne Ende Exkursionen. Ich habe definitiv vor dieses Jahr zu Pfingsten zurückzukehren, weil ich mich in diese Insel wirklich verliebt habe. Wenn man übrigens als Einwohner nach Palma kommt, kann man sich als solcher registrieren lassen und erhält dann seine tarjeta ciudadana mit der man viele Vergünstigungen erhält. Auch seine NIE kann man beantragen mit der man 75% auf Inlandsflüge erhält. Es ist auch nur zu empfehlen während seines Semesters in dem Land selbst rumzureisen! Einen Guide dazu diese Dinge zu beantragen gibt es auf ESNbalears.com. Am besten macht man den Termin 1 Monate im Voraus.

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