Erfahrungsberichte,  Italien

Ferrara

Stadt und Umgebung

Ferrara liegt im nördlichen Teil von Italien in der Po-Ebene in der Emilia-Romagna. Mit knapp 130.000 Einwohnern ist es ein überschaubares, gemütliches Städtchen, aber durchaus sehenswert. Im historischen Stadtkern, welches von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde, spielt sich das Studentenleben ab. Man trifft sich in einem der zahlreichen Cafés zum Kaffeetrinken, abends in den Bars für einen Aperitif oder man schlendert durch die Einkaufsstraße.

Die UNIFE wurde 1391 gegründet und ist somit eine der ältesten Universitäten Europas. Es gibt kein zentrales Campus-Gelände, sondern die Fakultäten befinden sich, oft in alten Palästen, über die ganze Innenstadt verstreut. Die juristische Fakultät liegt etwa 10 Gehminuten vom Stadtmittelpunkt entfernt und kann mit alten Wandmalereien und einem fakultätsinternen Garten punkten.

Von Ferrara aus kann man für wenig Geld viele Orte mit dem Zug innerhalb von 90min erreichen. Hierzu zählen Venedig, Padua, Ravenna und Bologna. In den Sommermonaten fährt zudem ein Bus zu den 50km entfernten Badeorten an die adriatische Küste. Vom nahe gelegenen Flughafen in Bologna, der mit Ferraras Zentrum durch einen zuverlässigen Shuttle-Service verbunden ist, kann man weiter entfernte Ziele wie Neapel und Sizilien erreichen.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Bereits ein Jahr vor Antritt des Aufenthaltes habe ich angefangen, Italienisch zu lernen. Zunächst in einer Kleingruppe einmal wöchentlich bei einer Muttersprachlerin, später habe ich dann noch einen Sprachkurs des Zentrums für Fremdsprachenausbildung (ZFA) belegt, sowie eine italienische Tandem-Partnerin ausfindig gemacht. Insbesondere die Teilnahme am Tandem-Projekt, welches ebenfalls durch das ZFA organisiert wird, ist eine große Hilfe, in Konversationen sicher zu werden.

Für die durch die Universität Ferrara angebotenen Sprachkurse muss ein Einstufungstest absolviert werden, für den man sich innerhalb einer bestimmten Frist online angemeldet haben muss. Falls man einen solchen Kurs absolvieren möchte, sollte man daher diese Frist im Auge behalten. Für die Teilnahme muss man zwischen 60 und 70 Euro bezahlen und es kann vorkommen, dass der Unterricht mit den Vorlesungen kollidiert.

Unterkunft

Während meiner zwei Semester in Ferrara habe ich in einer WG mit drei italienischen Studentinnen gewohnt. Die Wohnung lag 5 Gehminuten vom Stadtmittelpunkt entfernt. Wohnungen innerhalb der Stadtmauern im historischen Teil Ferraras sind besonders charmant. Die in den verwinkelten Gassen liegenden Altbauten liegen wenige Gehminuten von der Piazza entfernt und haben oft Dachterrassen oder Balkone mit Blick in einen grünen Innenhof oder auf die Dächer der Altstadt.

Um eine Wohnung sollte man sich früh genug bemühen. Seit kurzer Zeit sind einige Studiengänge in Ferrara nicht mehr zulassungsbeschränkt, weshalb die Zahl der Studenten deutlich angestiegen ist und sich somit die Situation auf dem Wohnungsmarkt angespannt hat.

Ankunft/Erste Woche

Mitte September, zwei Wochen vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn, hat die UNIFE ein Willkommenstreffen für die internationalen Studenten organisiert. Hier wurden der Ablauf erklärt, wichtige Informationen weitergegeben und Ansprechpartner vorgestellt.
An der juristischen Fakultät werden Vorkurse/Einführungskurse angeboten, die schon vor Vorlesungsbeginn starten, sodass es für die Juristen bereits vor der offiziellen Vorlesungszeit losgeht. Die juristische Fakultät selbst bietet einen Italienisch-Crash-Kurs an und begrüßt ihre Studenten auch noch in kleinerem Kreis, bei dem man die Koordinatoren und Kommilitonen kennenlernen kann.

Fächerauswahl

Das Kursangebot ist vielfältig und international ausgerichtet. Es gibt Vorlesungen zu verschiedensten internationalen Rechtsgebieten auf Englisch, viele Gast-Vorträge von Professoren aus aller Welt und immer wieder Seminare, die man bei Interesse besuchen kann, wobei die Kursgröße immer angenehm klein ist (ca. 5-40 Studenten). Die Prüfungen sind schriftlich oder aber auch mündlich, einige wenige Vorlesungen haben eine Anwesenheitspflicht.
Natürlich kann man aber auch die italienischen Vorlesungen besuchen und ein anderes Rechtssystem kennenlernen. Hierfür kann man sich von den Professoren in der ersten Woche vor Ort beraten lassen oder auch schon per Mail vor der Anreise nachfragen, da der Inhalt der Veranstaltungen nicht unbedingt deckungsgleich mit unseren deutschen Fächern ist. Ein gutes B1 Level und ein gewisses Maß an Motivation reichen aus, um den Vorlesungen folgen zu können. Manche Professoren sind bereit, den Prüfungsumfang für ausländische Studenten etwas zu reduzieren.

Sonstige Eindrücke

Ferrara ist eine Fahrradstadt. Innerhalb der Stadtmauern ist alles innerhalb von wenigen Minuten bequem per Rad zu erreichen. Auch wenn man nur ein Semester bleibt, sollte man sich ein einfaches Rad anschaffen, welches man danach auch wieder gut verkauft bekommt. Ebenso empfehlenswert ist ein gutes Fahrradschloss, sowie das Rad immer an einem Pfosten oder Fahrradständer festzumachen, damit es von Dieben nicht einfach weggetragen werden kann. Auch wenn Ferrara nicht weltbekannt ist, empfehle ich es sehr, ein oder auch zwei Semester dort zu verbringen. Durch die Überschaubarkeit der Stadt hat man eine familiäre Atmosphäre und kommt schnell mit den Leuten in Kontakt. Sobald man das Haus verlässt, trifft man einen Bekannten. Dadurch, das alles zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar ist, kann man vollständig auf das Auto und öffentliche Verkehrsmittel verzichten und so Zeit sparen, was für mich einen großen Pluspunkt im Vergleich zu Bochum dargestellt hat. Da beinahe jeder in der näheren Umgebung wohnt, kann man sich auch spontan auf einen Kaffee, Spritz oder Wein treffen. Im Frühling, Sommer und Herbst finden beinahe jedes Wochenende Feste, Märkte und Aktionen im Zentrum statt. Somit ist Ferrara eine Stadt, die nicht so klein ist, als dass man sich langweilen könnte, aber auch nicht so groß, als dass man in der Großstadthektik und den Touristenströmen verloren gehen würde.

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