Erfahrungsberichte,  Ungarn

Budapest (ELTE) #2

Stadt und Umgebung

Budapest ist eine wunderschöne und vielseitige Stadt. Da ich zuvor noch nie in einer Millionenstadt gelebt habe, war es angenehm, nicht direkt in einer riesigen, anonymen Stadt zu versinken: Mit weniger als zwei Millionen Einwohnern war Budapest für mich somit größentechnisch genau richtig. Neben Budapest hat Ungarn noch zahlreiche andere sehenswerte Orte zu bieten, die ich an Wochenendtrips entdecken konnte, wie etwa den Balaton-See. Die Wochenenden habe ich auch oft auf der Margareteninsel verbracht, die neben Buda und Pest auf der Donau angeschüttet ist und viel Grünfläche bietet.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Ungarisch ist eine unglaublich schwer zu erlernende Sprache, was ich in meinem Ungarisch-Sprachkurs, den ich über das gesamte Semester besucht habe, erfahren durfte. Das liegt größtenteils daran, dass es sich von keinerlei anderen Sprachen ableiten lässt. Nichtsdestotrotz empfehle ich, einen solchen Sprachkurs (für Erasmus-Studenten kostenlos!) zu belegen; sei es nur, um dem Busfahrer oder der Kassiererin ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich konnte nämlich erfahren, dass die Ungarn es extrem wertschätzen, wenn man sich an ihrer Sprache versucht, auch wenn es nur ein paar vereinzelte Wörter sind. In Budapest selbst kommt man ohne weiteres meist problemlos mit Englisch zurecht, lediglich außerhalb ist es teils etwas schwierig.

Unterkunft

Die juristische Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität (kurz: ELTE) liegt sehr zentral und dank der ebenfalls zentralen Lage meiner Wohnung konnte ich sie in 10 Minuten fußläufig erreichen. Generell kommt man auch sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurecht, die übrigens zu meiner positiven Verwunderung auch außerhalb von Budapest ziemlich gut ausgebaut sind. Budapest ist in Distrikte aufgeteilt, ich habe im siebten Distrikt und somit im sogenannten jüdischen Viertel gewohnt, und das würde ich auch jedem empfehlen! Neben dem kurzen Weg zur Uni und vielen naheliegenden Einkaufsmöglichkeiten, sind die meisten Kneipen, Bars und Clubs weniger als fünf Minuten entfernt. Ich habe in einer 7er-WG gewohnt, die ich auf wg-gesucht.de gefunden habe. Für mich war es für das eine Semester perfekt, da ich so auch außerhalb der Uni einen Freundeskreis aufbauen konnte. Meine Wohnung sowie die Wohnungen meiner Freunde waren mehr oder weniger ähnlich: Altbaustil, hohe Decken und ein wunderschöner Innenhof gehörten so gut wie immer dazu.

Ankunft/Erste Woche

Von Düsseldorf ist man in weniger als zwei Stunden in Budapest. Vom Flughafen aus kann man mit dem Expressbus in etwa 25 Minuten ins Zentrum fahren, es fährt jedoch auch die Metro und ein anderer Bus, die jedoch beide in etwa doppelt so lange brauchen. Die erste Woche bestand aus mehreren Einführungsveranstaltungen, bei denen ich so gut wie alle meine Freunde kennengelernt habe. Anfängliche Ängste oder Sprachbarrieren waren spätestens nach den ersten paar Tagen verschwunden, worüber ich im Nachhinein nur schmunzeln kann: Alle sitzen im selben Boot, was das Kennenlernen und Verständigen angeht und somit ungemein erleichtert.

Fächerauswahl

Neben regulären Semesterkursen hatte ich die Möglichkeit, zahlreiche Blockseminare zu belegen. Das Angebot der ELTE ist sehr groß. Neben hauptsächlich auf Englisch gehaltenen Kursen kann man auch einige auf Französisch und sogar Deutsch belegen (letztere werden jedoch nicht für das Freisemester berücksichtig). Mir hat besonders gefallen, dass man durch die vielseitigen Kurse auch Rechtsgebiete kennenlernen konnte, die bei uns nicht angeboten werden, wie etwa Kurse im Bereich Arbitration.

Sonstige Eindrücke

Trotz des Umstands, dass wir uns als Jura-Studenten leider so gut wie kein Fach anrechnen lassen können, kann ich ein Auslandssemester jedem nur wärmstens ans herz legen. Während der letzten fünf Monate habe ich mich in fachlicher, sprachlicher sowie persönlicher Hinsicht ungemein weiterentwickelt und konnte noch mehr Motivation für mein weiteres Studium sammeln. Außerdem habe ich, woran ich anfangs gar nicht wirklich gedacht habe, unheimlich tolle Freundschaften verteilt über ganz Europa schließen können. Daher kann ich jedem, der Interesse an einem ausländischen Rechtssystem wie auch daran hat, mal über den deutschen juristischen Tellerrand zu schaun und sich einer persönlichen Herausforderung zu stellen, ein Erasmus-Semester (gerade in Budapest) sehr empfehlen.

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