Erfahrungsberichte,  Norwegen

Bergen #2

Stadt und Umgebung

Bergen ist mit ca. 281.000 Einwohner die zweitgrößte Stadt Norwegens und umgeben von sieben Bergen. Bergen hat den Ruf die schönste Stadt Norwegens zu sein. Ich habe nicht jede Stadt Norwegens gesehen, aber eine sehr schöne Stadt ist Bergen in jedem Fall. Allerdings ist Bergen auch die regenreichste Stadt Europas.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Einen Sprachkurs habe ich vor der Abreise nach Bergen nicht besucht. Meine letzten intensiveren Umgang mit Englisch hatte ich in der Schule und bin nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gut zurechtgekommen. Fachspezifische Vokabeln aus der Vorlesungen musste ich aber natürlich nachschlagen. Die Norweger sprechen in der Regel hervorragendes Englisch, sodass man auch ohne ein einziges Wort Norwegisch zurechtkommen könnte. An der Uni werden allerdings auch Sprachkurse angeboten. Einen der Kurse zu besuchen, würde ich empfehlen.

Unterkunft

Die meisten internationalen Studenten werden in Fantoft untergebracht. Die Gebäude sind oder wurden während meines Aufenthaltes renoviert. In Fantoft gibt es ein gut ausgestattetes Fitnessstudio mit diversen Kursen, einen Supermarkt und eine Bybanstation liegt ebenfalls direkt in Fantoft. Zum Stadtzentrum benötigt man mit der Byban gut 20 Minuten. Zum Flughafen sind es ca. 40 Minuten. Wer unter 21 ist, kann sich ein youth ticket kaufen und damit in ganz Hordaland fahren.

Es gibt drei verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten: Bachelor Apartment, Einzelzimmer mit einer geteilten Küche und shared rooms (R- und S-Block).

Die Bachelor Apartments sind eine Einraumwohnung mit eigenem Bad und Küche. In den Einzelzimmer mit einer geteilten Küche teilt man sich diese mit 8 Personen. Die Zimmer gehen alle von einem großen Flur ab. Die Chance eins dieser beiden Wohnmöglichkeiten zu ergatten, ist relativ gering, wenn man nur ein Semester in Bergen bleibt.

Wie die meisten anderen Erasmustudenten, die nur für ein Semester bleiben, habe auch ich in einem shared room gewohnt. Dort teilt man sich zu zweit das Zimmer mit Bad (insgesamt 15 qm) und mit insgesamt 15 Personen die Küche. Die Wohnung verfügt auch über einen Balkon mit Sitzgelegenheit. Im Frühlingssemster werden die Zimmer einzeln vermietet, sodass man sich nur mit 8 Personen die Küche teilt. Im R-Block und C-Block gibt es einen Raum mit Waschmaschinen und Trockner, die man für eine bestimmte Uhrzeit reservieren kann.

Wohnt man im R- oder S- Block hat man außerdem Zugang zu einer Dachterasse und einem Gemeinschaftsraum mit Sofas und einer Küche. Gerade bei dieser Wohnform kommt es natürlich sehr stark darauf an mit wem man sich das Zimmer bzw. die Küche teilt. Die Küchen waren in der Regel sehr dreckig. Der von Sammen eingeteilte Putz- und Müllplan hat in unserer Wohnung fast gar nicht funktioniert. Noch um einiges wichtiger, ist wahrscheinlich, mit wem man sich das Zimmer teilt. Es gab zwar auch Leute, die gut miteinander ausgekommen sind, allerdings mindestens genauso viele, bei denen das Zusammenwohnen problematisch war.

Sofern die Möglichkeit besteht, würde ich dazu raten ein Einzelzimmer zu mieten und sich die Küche zu teilen. Die Leute, die in den Einzelapartments gewohnt haben, haben sich oft einsam gefühlt, sodass eine geteilte Küche eine gute Möglichkeit, um Andere zu treffen. Gleichzeitig besteht mit einem Einzelzimmer aber auch die Möglichkeit mal die Türe zu zumachen und seine Ruhe zu haben. Die Wohngarantie, die alle Erasmusstudenten bekommen, bezieht sich allerdings nur auf die shared rooms im R- und S-Block. Für etwas „Besseres“ braucht man entweder Glück oder muss mehr als ein Semester in Bergen bleiben. Natürlich gibt es auch zahlreiche Studentenwohnheime in der Stadt.

Ankunft/Erste Woche

In der ersten Woche wird man in Mentorengruppen eingeteilt. An der juristischen Fakultät werden die norwegischen Erstsemester von den internationalen Studenten getrennt. Zu Beginn gibt es eine Begrüßungsveranstaltung für die internationalen Studenten, sowie eine mit den norwegischen Erstsemester zusammen. Daneben gibt es auch einen Einführung in das norwegische Rechtssystem. Ansonsten wird die O-Woche durch ELSA betreut.

Fächerauswahl

Die Fächerauswahl kann auf der Website der UiB eingesehen werde. Die für
Erasmusstudenten auswählbaren Kurse sind Wahlpflichtkurse für die Norweger, sodass in den Kursen nicht allzu viele Norweger anzutreffen sind. Für die Zulassung zur Klausur ist es in einigen Kursen erforderlich, dass man eine kurze, in der Regel um die 2.000 Wörter umfassende Hausarbeit schreibt, für die man eine Woche Zeit hat. In dieser Woche gab es an der juristischen Fakultät keine Vorlesungen. Die Kurse enden mit einer vierstündigen Klausur, die am Computer geschrieben wird oder einer mündlichen Prüfung.

Ich habe die Kurse Introduction to Chinese Law, Comparative Private Law und Competition Law gewählt. Chinese Law hat ein Professor aus China unterrichtet, sodass die Vorlesung zwei Wochen am Stück gehalten wurde, weil er anschließend wieder nach Hause geflogen ist. Chinesisches Recht ist dem deutschen Recht sehr ähnlich, sodass es oft mehr eine Wiederholung ist. Die Klausur bestand aus zwei Teilen. Im ersten Teil konnte man zwei aus vier Fragen zur Beantwortung wählen und der zweite Teil bestand aus einem kurzen Fall. Die angesetzten vier Stunden zur Lösung waren nicht notwenig.

Die Dozenten für Comparative Private Law kommen aus Indien und Italien, sodass auch dieser Kurs im Block unterrichtet wird. Zunächst hat mir der Kurs im Vergleich zu den anderen nicht so gut gefallen und das Lernen für die Klausur hat sich schwierig gestaltet. Die Klausur war jedoch nicht so schwer wie erwartet. Der Inhalt des Kurses war nicht nur auf Jura beschränkt, sondern beschäftigte sich auch mit Geschichte, Wirtschaft und
Soziologie.

EU Competition Law hat mir von meinen Kursen am Besten gefallen. Die Vorlesung war strukturiert und inhaltlich interessant.

Neben den juristischen Kursen habe ich auch einen Sprachkurs gewählt. Ich habe geplant den U1-Kurs zu wählen. Diese sind jedoch sehr begehrt, sodass ich bereits wenige Minuten nach der Freischaltung um Mitternacht keinen Platz mehr bekommen habe. Stattdessen habe ich einen den Intro-Kurs belegt. Man kennt nach dem Kurs einige wenige Worte, aber vielmehr als sich vorstellen, sein Zimmer beschreiben, über das Wetter reden oder ähnliches, kann man nicht. Das fand ich schade und hätte gerne noch mehr Norwegisch gelernt. Bleibt man zwei Semester oder mehr, sollte man beachten, dass man nach dem Intro-Kurs nicht anschließend den U2-Kurs belegen kann. Vorausgesetzt man möchte umfangreichere Norwegischkenntnisse erlangen, sollte man im ersten Semester deshalb den U1-Kurs belegen.

Sonstige Eindrücke

Die UiB ist sehr gut organisiert. Vor dem Aufenthalt bekommt man regelmäßige E-Mails mit Informationen über den Ablauf und Hinweise, welche Schritte als Nächstes eingeleitet werden müssen. Natürlich steckt hinter der Organisation eines Auslandssemester auch ein wenig Arbeit, doch die UiB übernimmt durch die umfangreichen Information – auch auf der Website – viel sonst notwendige Recherchearbeit.

Insgesamt hatte ich jedoch den Eindruck, dass die internationalen Studenten durch die extra Gruppen in der Mentorenwoche, das Wohnen in Fantoft und die wenigen norwegischen Studenten in den juristischen Kursen isoliert sind, zumal es ohnehin schwer ist, sich mit Norwegern anzufreunden.

Insgesamt hat mir mein Auslandssemester jedoch sehr gut gefallen und ich würde jedem empfehlen die Chance zu nutzen und in Bergen oder auch woandershin ein Auslandssemester zu verbringen. Mit Ausnahmen von der Wohnsituation in den shared rooms kann ich Bergen und die Uib nur weiterempfehlen und würde mein Auslandssemester auch nochmal dort verbringen.