Athen #2
Stadt und Umgebung
Athen und auch Griechenland sind natürlich schon aufgrund der reichen Geschichte nicht in einem einfachen Erfahrungsbericht zu bändigen. Ich möchte daher nur auf meine absoluten Highlights aufmerksam machen, die man vielleicht nicht in einem generischen Reiseführer findet.
Absolut empfehlenswert in Athen ist das Ausgehviertel Monsteraki – dort findet man etwas für jeden Geschmack. Man sollte aber vor typischen „Tourifallen“ aufpassen, insbesondere bei Restaurants. Hier muss ich Yiasemi erwähnen, in dem man günstig und gut speisen kann (12 Euro für Vor-, Haupt-, Nachspeise und ein Getränk). Besonders gut findet man sich in dem athenischen Gewirr von Möglichkeiten zurecht, wenn man griechische Unterstützung hat. Ich kann jedem daher wärmstens ans Herz legen, sich bei dem „Buddyprogram“ anzumelden oder den Kontakt zu griechischen Studierenden zu suchen.
Wenn man sich für Museen interessiert, sollten das Benaki-, archäologische und Akropolismuseum besucht werden. Gesagt sei auch, dass man in (fast) allen Museen freien Eintritt als Student genießt. Sollte man den kulturellen Erfahrungskreis noch mehr ausdehnen wollen, sind Besuche in der Starvos Niarchos Foundation und im Megaron unumgänglich. Konzertkarten gibt es für mehr als erschwingliche Preise als Student.
Die wahren Ausflugsschätze sind aber nicht innerhalb der Grenzen Athens zu finden. Empfehlenswert hier ist die Mietung eines Wagens (unbedingt mit Vollkasko). Dabei sollte man sich nicht vom Verkehr in Athen täuschen lassen, außerhalb der Stadtgrenzen muss man nicht minütigen Nahtoderfahrungen entgehen.
Besonders stachen hier Athos (eine autonome Mönchsrepublik im Norden des Landes „Mekka der Orthodoxen“ (man braucht ein Visum, also frühzeitig bewerben)), Meteora (Klöster, die auf Bergen errichtet wurden), Delphi und eigentlich die gesamte Peloponnes heraus. Für zuletzt genannte kann man auch gerne eine Woche einplanen. Besonders eignet sich der Südwesten für Erkundungstouren. Historisch Interessierte sollten in Epidaurus, Mykene, Mystras (man braucht mindestens 2 Stunden) und Monemvasia Halt machen. In Elafonisos findet man einen der schönsten Strände Griechenlands.
Ich kenne mich leider nicht mit den Preisen im Sommersemester aus. Da Hauptsaison ist, könnten sie aber in die Höhe schießen. Im Winter waren wir jedoch häufig die einzigen Touristen und mussten kaum für Unterkunft und Aktivitäten bezahlen. Verstärkt wird dies mit der äußerst freundlichen Studentenprivilegierung – wir mussten in sämtlichen aufgezählten Stätten nichts bezahlen.
Über Griechenland zu schreiben, ohne die Inseln zu erwähnen, ist natürlich fatal. Es bieten sich „Daytrips“ zu allen saronischen Inseln an. Schifffahren ist in Griechenland unglaublich preiswert – wiedermal vor allem als Student (Teilweise kann die Auswahl des Studentenrabats auf Onlineseiten Probleme bereiten. Häufig hilft es, die Seite auf Griechisch umzustellen oder direkt am Haften die Tickets zu erwerben). Hier kann man keinen Fehler machen, außer zu wenig Zeit einzuplanen. Die meisten Inseln sind nämlich größer, als sie auf Google Maps erscheinen. Also lieber ein Mofa oder Auto mieten und man sieht alles, was das Herz begehrt. Unterkünfte auf Inseln sind leider nicht preiswert.
Sprache/sprachliche Vorbereitung
Die Vorlesungen finden größtenteils auf Englisch statt. Einige kann man sogar auf Deutsch oder Französisch besuchen (das griechische Zivilrecht und Verfassungsrecht orientiert sich am deutschen Recht (Übernahme des BGBs) und das öffentliche Recht wohl dem französischen).
Griechische Sprachkurse werden kostenfrei von der Universität angeboten. Den Sprachkurs an sich kann sich sehr empfehlen, leider ist der Unterrichtsstandort weit außerhalb der Innenstadt, in der man aller Voraussicht nach leben und studieren wird. Die Fahrtdauer sind knapp 40 Minuten – in den Wintermonaten ist dies noch schaffbar, im Sommer eher nicht.
Falls man also griechisch lernen sollte – am besten vorab oder autodidaktisch. Die Athener freuen sich ungemein, wenn man über einige griechische Brocken verfügt. Notwendig ist es aber nicht.
Ansonsten reicht Schulenglisch aus, die Latte der sprachlichen Anforderungen ist nicht übermäßig hochgesteckt.
Unterkunft
Dieser Punkt ist mir besonders wichtig: Wenn man eine Wohnung vorab über einen darauf zugeschnittenen Provider wie housinganywhere mietet, wird man aller Voraussicht viel zu viel zahlen und in einer „schlechten“ Gegend wohnen.
Bestenfalls reist man ohne Wohnung an und sucht diese vor Ort mittels einer Besichtigung aus. Sollte man dies nicht tun, sollte man seine Wohnung entweder in Kolonaki, Evanglismo, Neapoli (wobei man dort auf die Nähe zu Exarchia achten sollte), Pagrati oder vielleicht noch in Keramiskos oder Akademia mieten.
Ich möchte hier auch nicht übertreiben. Aber wenn man einem Griechen erzählt, dass man in Omonia, Victoria, Kipseli, Exarchia oder Metaxougrio lebt, wird sich mit der Hand vor den Kopf geschlagen. Und das mit Recht. Man bekommt dort meistens über Anbieter ein Zimmer für ca. 300 Euro, wobei man für den Preis eine ganze Wohnung mieten könnte. Das sagt schon genug über die Viertel aus. Athen ist eine relativ sichere Stadt. Aber mit der Besonderheit, dass sich die Kriminalität in einigen Vierteln kumuliert. Und das sind genau diese zentral gelegenen Gebiete. Dort sollte man nachts – vor allem betrunken – auch nicht alleine durchstolpern und lieber ein Taxi nehmen (die sind grundsätzlich auch billig, solange man über eine App bucht oder direkt auf Griechisch fragt).
Ankunft/Erste Woche
Die läuft sehr entspannt ab. ESN – die freiwillige Studentenorganisation für Erasmus – organisiert viele Parties. Daher bestenfalls schon einige Wochen vor Studienbeginn anreisen. Es gibt zwei obligatorische universitäre Termine und man muss ein paar Unterlagen wegbringen. Dabei ist es aber auch nicht so schlimm, falls man das vergisst oder später macht – hier stimmen ausnahmsweise die Vorurteile über „entspannte“ Griechen – jedoch nicht zu unseren Lasten.
Fächerauswahl
Gewählt habe ich Intellectual Property Law, Investment Law, European Law und International Protection of Fundamental Rights.
Die Sprache in den drei zuerst genannten Veranstaltungen war Englisch – die letzte wurde auf Deutsch unterrichtet.
Grundsätzlich sollte gesagt werden, dass die Erasmus-Jura-Studenten getrennt von den griechischen juristischen Studenten unterrichtet werden. Dadurch ergibt sich eine privilegierte Stellung. Die Anforderungen sind nicht vergleichbar mit denen in Deutschland. Die Abschlussklausuren sind alle auch ohne Lernaufwand gut zu bestehen und die Korrektur ist sehr nett.
Von den genannten Vorlesungen kann ich alle außer European Law empfehlen. Diese wurde nicht durch den organisierenden Professor gehalten, sondern durch im Wochentakt wechselnde Mitarbeiter, die teilweise eher schlecht als recht Englisch sprachen.
Besonders Investment Law und Intellectual Property Law waren interessant. Das dort Gelehrte findet auch Anwendung in der gesamten EU und ist demnach nicht nur nützlich für das universitäre Curriculum, sondern auch im alltäglichen nicht juristischen Leben.
Die National and Kapodistrian University of Athens ist überdies die beste Jura-Fakultät des Landes. Das wird insbesondere am Lehrpersonal merklich. Dies versteht grundsätzlich auch mit wenig Lernaufwand die Kernaussagen und Lehren ihres Fachs verständlich zu gliedern und zu präsentieren.