Erfahrungsberichte,  Spanien

Murcia

Stadt und Umgebung

Ich habe mein Auslandssemester in der schönen südspanischen Stadt Murcia verbracht. Dort war wirklich noch das ursprüngliche spanische Leben vorzufinden, mit allem was dazu gehört: Ein Cortado zum Frühstück, Bocadillos zum Mittagessen, die traditionelle Siesta, die tatsächlich auch von den meisten Geschäften und Büros eingehalten wurde und natürlich die guten spanischen Tapas.

Die Stadt ist circa eine Stunde mit dem Bus vom Flughafen Alicante entfernt und damit super von Deutschland aus mit dem Flugzeug zu erreichen. Auch kann man an den Wochenenden beispielsweise sehr schnell mit einem Bus zum Strand fahren und dort die spanische Sonne genießen.

Insgesamt ist es eine sehr schöne, kleine Studentenstadt, in der auch viele Erasmus-Studenten anzutreffen sind – insbesondere aus Italien, Mexiko und den USA. In der Stadt kann man sich fußläufig alles erschließen und ich bin bis auf zum Strand und zum Flughafen oder für andere kleine Tagesausflüge nie mit dem Bus gefahren. Der Hauptcampus ist etwas außerhalb der Stadt gelegen, aber der historische Campus, wo auch die juristische Fakultät und die sprach- und geisteswissenschaftlichen Fakultäten angesiedelt sind, liegt mitten im Stadtkern.

Sprache/sprachliche Vorbereitung

Ich habe vor meinem Auslandsaufenthalt diverse Spanischkurse besucht und konnte so mit einem soliden B1-Niveau in mein Abenteuer aufbrechen. Ein B1-Niveau würde ich aber auch jedem empfehlen, da an der Uni und im Alltag so gut wie kein Englisch gesprochen wird und der murcianische Akzent anfangs auch sehr schwer zu verstehen ist. Aber an jeder
Herausforderung wächst man ja bekanntlich.

Unterkunft

Während des Auslandssemesters habe ich in einer 5-er WG etwas außerhalb des Stadtzentrums im Stadtteil „El Carmen“ gewohnt, was meiner Meinung nach sehr zu empfehlen ist, da dieser Stadtteil direkt am stadtbildprägenden Fluss der Stadt Murcia gelegen ist und man von dort aus auch alles super gut zu Fuß erreichen kann.

Murcia ist eine recht kleine Stadt und auch noch sehr preiswert verglichen mit den spanischen Metropolen Madrid oder Barcelona. So habe ich für mein WG-Zimmer inklusive Nebenkosten 210 € pro Monat bezahlt und wir hatten sogar einen kleinen Balkon.

Meine Zeit in der WG war wunderschön und ich habe in der Zeit mit einer meiner Mitbewohnerinnen eine Freundschaft fürs Leben schließen können. Insgesamt habe ich mit 2 Mädchen aus den USA, einer Italienerin und einem Italiener zusammengewohnt. Natürlich war es am Anfang erst einmal aufregend die verschiedenen Lebensweisen unter einen Hut zu bringen, aber die interkulturelle Verständigung hat sehr gut geklappt und wir hatten auch den ein oder anderen WG-Koch-Abend und konnten uns persönlich weiterentwickeln.

In der WG haben wir auch versucht zum Großteil spanisch zu sprechen und sind wir damit mal nicht weitergekommen, konnten wir uns auch noch mit Englisch oder „Händen und Füßen“ aushelfen.

Ankunft/Erste Woche

Ich bin 2 Wochen vor Semesterstart in Murcia angekommen. Ich bin zunächst mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Alicante geflogen und anschließend von dort mit einem Bus, der einmal stündlich fährt, von Alicante nach Murcia gefahren.

In meiner WG waren schon die beiden Mädchen aus den USA, die mich herzlich empfangen haben. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, sind wir direkt zusammen einkaufen gegangen und danach habe ich die Stadt ein wenig erkundet und meinen ersten Abend in einem schönen Restaurant ausklingen lassen.

Die 2 Wochen vor dem Studienbeginn habe ich mit einem von der Uni angebotenen Spanischkurs gefüllt, wo man auch schon erste internationale Kontakte knüpfen konnte und die ersten Freunde gefunden hat. Auch hat der ESN (die Erasmus-Organisation) einige Veranstaltungen für uns Neuankömmlige angeboten.

So gab es zum Beispiel ein spanisches Abendessen, bei dem wir internationale Studenten in den Genuss der spanischen Köstlichkeiten kommen konnten, und es gab auch eine Stadtbesichtigung und diverse Partys, um das spanische Nachtleben zu erkunden. Auf diesen Veranstaltungen hatte man dann bereits die Möglichkeit neue Freunde zu finden. Zudem gab es in der ersten Woche einige Veranstaltungen der Uni, wie zum Beispiel die Einführungs- bzw. Begrüßungsveranstaltung.

Fächerauswahl

Die Fächerauswahl gestaltete sich für mich zu Beginn erst einmal etwas schwierig. Nicht wegen des Angebots, sondern weil das universitäre System verglichen zur Ruhr-Universität anders aufgebaut war. Aber ich habe schnell Hilfe vom ZfI wie auch von der Gastuniversität erhalten und konnte so das breit gefächerte Vorlesungsangebot der juristischen Fakultät ausnutzen.

Insbesondere der Bezug zum internationalen Recht, den die juristische Fakultät anbietet hat mich begeistert. Ich habe während meines Auslandssemsters 4 Veranstaltungen der juristischen bzw. kriminologischen Fakultät besucht sowie einen semesterbegleitenden Sprachkurs.

  1. Introducción al Sistema Judicial Internacional y de la Unión Europea
  2. El Derecho Internacional Público
  3. Cibercriminalidad
  4. Psicologia del Testimonio

Insgesamt waren die Vorlesungen anders als die, die wir hier zuhause gewohnt sind. In den Kursen waren jeweils nur 15-25 Studenten und es war alles um einiges interaktiver als in den Vorlesungen, die wir sonst gewohnt sind.

Zum Teil musste ich auch Präsentationen halten, Essays schreiben und die Dozenten forderten mündliche Mitarbeit ein. Außerdem waren die Kurse immer in theoretische und praktische Stunden eingeteilt, die sich von Woche zu Woche abwechselten.

Die Endnote ist auch nicht gleich der Note der Klausur. Sie setzt sich vielmehr aus mehreren Teilnoten zusammen, die man im Laufe des Semesters sammelt, für z.B. die mündliche Mitarbeit, einen Essay oder eine Präsentation und die Klausur am Ende des Semesters, wobei diese auch vielfach aus Multiple Choice Aufgaben bestanden, was für mich auch sehr ungewohnt war. Jeder Dozent legt die Zusammensetzung der Noten selbst fest.

Sonstige Eindrücke

Murcia lohnt sich meiner Meinung nach definitiv für ein Auslandssemester, wobei, da in Murcia relativ wenig Englisch gesprochen wird, ein gewisser spanischer Grundwortschatz für den Aufenthalt sicherlich von Vorteil ist, um die Stadt und die Herzlichkeit der Menschen in vollen Zügen genießen zu könne.

Man lernt super schnell neue Leute kennen und insbesondere hat man die Möglichkeit eine „andere Seite“ von Spanien kennenzulernen, abseits der touristischen Städte am Mittelmeer. Auch wenn Murcia eine weniger bekannte Stadt ist, hat sie dennoch einen sehr eigenen und schönen Charme und ein besonderes Flair, was ich jedem empfehle, einmal selbst zu erleben.