Erfahrungsberichte,  Indien

Delhi #2

Vom 01. August bis zum 15. Dezember 2018 war ich als Austauschstudentin an der National Law University in Delhi. Im Folgenden werde ich über meine Vorbereitung und meine Zeit vor Ort berichten.

Vorbereitung

Mein Auslandssemester begann mit einer Bewerbung beim Zentrum für Internationales (ZfI) der Juristischen Fakultät. Ich wollte mein Auslandssemester außerhalb von Europa verbringen, um eine komplett andere Kultur und eine andere Lebensweise kennenzulernen als die europäische. Deshalb war ich Feuer und Flamme, als ich von der Kooperation des ZfI mit der NLU hörte, weil ich insbesondere zu Indien auch ein besonderes Verhältnis habe.

Die notwendigen Bewerbungsunterlagen und Fristen konnte ich der Webseite des ZfI entnehmen. Bei Unklarheiten konnte ich mich problemlos an das ZfI wenden, das mir meine Fragen immer schnell beantwortet hat.

Nachdem ich alles fristgerecht eingereicht hatte, wurde ich zu einem Auswahlgespräch mit dem zuständigen Professor und anderen Verantwortlichen eingeladen. In diesem wurde sich ein persönlicher Eindruck von mir verschafft und meine Motivation hinterfragt. Das Gespräch verlief sehr entspannt und ließ mich auf eine positive Rückmeldung hoffen. Bald bekam ich dann die endgültige Zusage für mein Vorhaben. Das ZfI informierte das International Office der NLU. Als ich von dort dann auch die Bestätigung bekommen hatte, war alles in trockenen Tüchern.

Die Planung des Auslandsaufenthaltes konnte beginnen. Das ZfI hat mich unter anderem auf eine Förderungsmöglichkeit durch ein Stipendium, eine notwendige Auslandskrankenversicherung und Impfungen hingewiesen. Nachdem ich mich auch selbst informiert hatte, habe ich mich beim International Office der RUB für ein DAAD-Stipendium beworben, wofür ich kurz vor meinem Abflug auch ausgewählt wurde.

Zudem habe ich eine Auslandskrankenversicherung beim ADAC, befristet auf fünf Monate, abgeschlossen. Über notwendige und empfohlene Impfungen habe ich mich auf der Webseite des Auswärtigen Amtes informiert. Dies sollte man frühzeitig tun, da manche Impfstoffe für vollständigen Schutz mehrmals und in gewissen Abständen geimpft werden müssen. Ich habe mich beim Gesundheitsamt impfen lassen, was den Vorteil hat, dass alle, auch exotische Impfstoffe, vorhanden sind. Allerdings muss man bar in Vorkasse treten. Meine Krankenkasse hat aber nach Einschicken der Rechnungen sofort alle Kosten für Impfstoffe erstattet.

Für den Aufenthalt in Indien benötigt man ein Visum, in diesem Fall ein Studentenvisum. Für ein solches musste ich zunächst beim offiziellen Dienstleister des indischen Generalkonsulats in Frankfurt online einen Antrag ausfüllen, der aus einem Fragebogen bestand. Diesen habe ich dann zusammen mit meinem Reisepass und den anderen notwendigen Unterlagen für ein Studentenvisum nach Frankfurt geschickt und das Visum wird daraufhin erteilt. Obwohl ich mein Visum bereits zwei Monate vor Abflug beantragt hatte (auf der Webseite wird darauf hingewiesen, dass keine Anträge mehr als zwei Monate vorher bearbeitet werden), wurde mein Reisepass samt Visum auch nach Ablauf der im Internet angegebenen Bearbeitungszeit nicht an mich zurückgeschickt. Nach einigen Telefonaten und schlaflosen Nächten erreichte mich der Reisepass samt Visum dann schließlich zwei Tage vor Abflug.

Zur Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes gehört natürlich auch die Suche nach einer Unterkunft. Da die NLU ihre Austauschstudenten aber in den Hostels auf dem Campus zusammen mit den anderen Studenten unterbringt, musste ich mich nicht um die Wohnungssuche kümmern. Ich habe lediglich eine Mail geschrieben, um nach Verfügbarkeit und Preis eines Hostelzimmers zu fragen.

Da ich bereits eine Kreditkarte besaß, musste ich mich auch darum nicht mehr kümmern. Ansonsten muss diese natürlich auch rechtzeitig beantragt werden.

Vor Ort

Der Campus in Delhi

Nachdem ich an all diese Dinge gedacht, alles geplant und Flüge gebucht hatte, ging es für mich dann Ende Juli nach Delhi. Da die Uni nur um die 400 Studenten hat, ist der Campus nicht sehr groß und ich habe mich schnell zurechtgefunden. Ich war in einem Einzelzimmer im Girls Hostel untergebracht, in dem ich mich sehr schnell wohl fühlte. Alle Zimmer waren mit Ventilator und Klimaanlage, die im Winter auch als Heizung diente, ausgestattet. Die großen Badezimmer habe ich mit mehreren Studentinnen geteilt. Ca. 8-9 Studentinnen haben sich immer ein Badezimmer mit zwei Toiletten, zwei Duschen und drei Waschbecken geteilt. In die Quere gekommen sind wir uns nie. Es gab eine Putzkolonne, die täglich die Flure und Badezimmer gewischt hat und auf Nachfrage auch die Zimmer.

Zu Beginn durfte ich mir zwei Pflichtfächer und drei Seminarkurse aussuchen, die ich während meines Aufenthaltes belegen wollte. Neben meinem Interessenschwerpunkt habe ich bei der Auswahl auch berücksichtigt, wann die Kurse stattfinden. So hatte ich Freitag bis Sonntag frei und konnte die Wochenenden oft zum Reisen nutzen.

Der Tag in Delhi fing für mich immer gegen 8 Uhr morgens an, da alle Vorlesungen um 9 Uhr begannen. Eine Vorlesung geht 45 Minuten, sodass meine zwei Pflichtkurse um 10.35 Uhr beendet waren. An drei Tagen die Woche hatte ich nachmittags dann zudem die jeweils dreistündigen Seminarkurse. Da ich nur zwei Kurse hatte, die auf das Internationale Recht abzielten, war es für mich teilweise schwierig, den anderen Kursen zu folgen. Das lag nicht an der englischen Sprache, alle Lehrer waren sehr gut zu verstehen. Das Rechtssystem in Indien ist aber das Common-Law-System, mit dem ich vorher nicht vertraut war. Das hat es mir schwer gemacht, in den Kursen in die Tiefe zu gehen und alles auf Anhieb zu verstehen.

Obwohl ich während des Semesters einige Aufgaben erledigen musste, wie z.B. jeweils eine Projektarbeit für die beiden Pflichtfächer schreiben, Präsentationen vorbereiten und Abschlussarbeiten für die Seminarkurse schreiben, hatte ich sehr viel Freizeit. Diese habe ich fast ausnahmslos dazu genutzt, Delhi zu entdecken und kennenzulernen. Mit mehr als 26 Mio. Einwohnern ist Delhi eine riesige Stadt, die einiges zu bieten hat. Nach den 4,5 Monaten kann ich sagen, dass ich wirklich die gesamte Stadt gesehen habe. Ich habe Sehenswürdigkeiten besichtigt, Zeit in Parks und Gärten verbracht, in außergewöhnlichen und besonderen Cafés die indische Küche genossen, Kinofilme angeschaut, geshoppt und tolle Feiertage miterlebt.

Da ich vorher schon einmal in Indien war, waren mir die Kühe, Hunde und Affen auf der Straße, die für Indien typischen Rickshaws, das stetige Gehupe der Autos und die vielen Menschen nicht fremd. Delhi, und Indien generell, hat einfach einen ganz besonderen Charme, durch den ich mich vom ersten Tag an total wohl gefühlt habe. Das Leben in Deutschland habe ich nur dann vermisst, wenn administrative Dinge in der Uni, wie für Indien typisch, eher langsam und nur auf mehrmalige Nachfrage erledigt wurden. Aber so ist es in Indien halt.

Im Zeitraum von August bis Dezember gibt es in Indien viele Feiertage, an denen die Uni dann auch Ferien hatte. So konnte ich mein ohnehin schon langes Wochenende oft durch Feiertage verlängern und verreisen. Da Indien so riesig und vielfältig ist, ist es hilfreich, sich schon im Vorfeld Gedanken zu machen, wo man gerne hin möchte. Ich hatte mir eine lange Liste gemacht, von der ich vieles, aber nicht alles, geschafft habe. Dafür waren 4,5 Monate dann doch zu kurz. Dennoch habe ich viele schöne Orte bereist und würde das auch jedem empfehlen. Kein Ort ist wie der andere. Es bestehen Unterschiede in der Sprache, dem Essen, der Natur und der Mentalität der Menschen. Die Vielfalt ist ein Grund, warum Indien es mir angetan hat.

Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass ich nur positive Erinnerungen und Erfahrungen aus Delhi mitgenommen habe. Ich habe die Zeit ausschließlich genossen und würde es immer wieder tun.

Abgesehen von den unvergesslichen Erlebnissen und dem Blick über den Tellerrand bin ich davon überzeugt, dass ich mich auch persönlich weiterentwickelt habe. Indien als Destination für einen Auslandsaufenthalt mag vielleicht auf den ersten Blick einige Studenten abschrecken, weil man in Deutschland doch meistens nur Negatives hört. Aber ich kann nur dazu ermutigen, diese einmalige Chance zu nutzen und das Abenteuer zu wagen. Ich selbst habe mich in Delhi nie unwohl oder unsicher gefühlt. Natürlich lässt sich nicht leugnen, dass in einer Stadt mit 26 Mio. Einwohnern auch die Kriminalitätsrate höher ist. Dennoch konnte ich mich in Delhi frei und ohne Angst oder Unbehagen bewegen.

Auch wenn ich von der Lehre aus der Uni aufgrund des Common-Law-Systems eher wenig für mein Studium in Deutschland mitgenommen habe, war es eine tolle Erfahrung, eine andere Uni und eine andere Lehrweise kennenzulernen. Allerdings muss ich sagen, dass die Betreuung der Austauschstudenten an der NLU verbesserungswürdig ist. Teilweise wurde ich mit Fragen oder Problemen bzgl. meiner Kurse alleine gelassen und habe nur nach mehrmaliger Anfrage eine Antwort bekommen. Dieser Umstand sollte aber niemanden davon abhalten, an die NLU zu gehen.

Ich bin nicht als derselbe Mensch zurückgekehrt, als der ich nach Delhi geflogen bin. Ich wäre gerne noch länger geblieben, aber aus verschiedenen Gründen war das leider nicht möglich. Meine nächste Reise nach Delhi ist aber schon geplant. Jedem, der auf der Suche nach etwas Neuem, Unbekanntem ist, kann ich nur empfehlen, das Abenteuer zu wagen und sich auf das Land und die Stadt einzulassen. Ich habe es keine Sekunde bereut. Ganz im Gegenteil. Jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, fehlt mir Delhi sehr.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert